: Lesestoff 2 Befindlichkeiten im OSI-Jargon
Diplomarbeiten älterer Studierender zu lesen wird jüngeren Semestern gern empfohlen und manchmal auch befolgt. Angelika Koch, die 1992 am Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität Berlin ihr Politologiestudium abschloß, hat ihre Arbeit in der Hochschulpolitischen Reihe des FU-Asta herausgegeben, so daß sie auch außerhalb von Bibliotheken gelesen werden kann. Die 116 Seiten mit dem Titel „Die wissen überhaupt nicht, ob ich da bin oder nicht“ lassen den Charakter der Diplomarbeit deutlich erkennen. Über OSI-typische Begriffe wie „Migrationskurs“ oder „Erstsemester und Erstsemesterinnen“ könnten Unkundige stolpern.
Insgesamt ist die Lektüre aber sehr lohnend. Die zehn Interviews spiegeln den Alltag von Studierenden gut wider. Geschlechtsspezifisches Verhalten, autoritäre Strukturen, Anpassung sind die Themen der Interviews, aber auch die Anonymität und Orientierungslosigkeit an der Uni. Erst die ausführliche Wiedergabe der Interviews macht deutlich, wie verfahren das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden ist.
Deshalb ist das Büchlein darüber hinaus auch Professoren dringend zu empfehlen, die – was ebenfalls in der Untersuchung deutlich wird – keine oder falsche Vorstellungen von der Befindlichkeit heutiger StudentInnen haben. mf
Angelika Koch: „Die wissen überhaupt nicht, ob ich da bin oder nicht“, Hochschulpolitische Reihe des Asta der Freien Universität Berlin, Berlin 1994, 9 Mark
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