piwik no script img

Die neue Gangart des neuen Vorsitzenden

■ SPD-Parteitag in Wilhelmsburg: Kuhbier von den Delegierten durchgewunken

Draußen Protest. „Keine MVA-Meuterei in Wilhelmsburg“. Drinnen warme Worte: „Hamburg ist schön“. Wilhelmsburger Bürgerhaus gestern abend: Während 300 SPD-Mitglieder den Abschied ihres alten und die Wahl ihres neuen Vorsitzenden beklatschen, demonstrieren vor der Tür ebenso viele Wilhelmsburger BürgerInnen gegen die geplante Müllverbrennungsanlage Neuhof.

Drinnen: Nach dem Mitglieder-Votum vom vergangenen Wochenende Routine. Einziger Kandidat für den Landesvorsitz ist Jörg Kuhbier. 270 von 301 Delegierten stimmen für den ehemaligen Umweltsenator. Der macht klar, daß Partei, Senat und Fraktion von ihm eine andere Gangart erwarten können als von seinem zuweilen recht zögerlichen Vorgänger Helmut Frahm. Kuhbier fordert von der Partei „Mut zur unbequemen Wahrheit“, feuert die Delegierten an, die SPD wieder zu einer „attraktiven Alternative“ zu machen. Kurzer Seitenhieb auf die Parteikreise, die eine Verabschiedung der Parteireform schon an diesem Wochenende verhindert haben. Rüffel für Umweltsenator Vahrenholts Neuhof-Entscheidung: „Entscheiden - verkünden - verteidigen“, das passe nicht mehr in die Zeit. Den protestierenden Wilhelmsburgern draußen verspricht Kuhbier, sich für eine MVA-Entscheidung unter Beteiligung der Betroffenen einzusetzen. Fast bürgermeisterreif sein Auftritt.

Auch der Senat bemüht sich an diesem Abend um Krisenbegrenzung. Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow hält sich bereit, eine Delegation der Demonstranten zu empfangen: „Manchmal ist es besser, erst mal zuzuhören.“ Möglich, daß Mirow in den kommenden Wochen eine Wilhelmsburger Stadtteilkonferenz einberuft. uex

Ausführlicher Bericht über den SPD-Parteitag folgt am Montag in der taz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen