: Dagobert im Knast
■ Fidele Bullen: Alles war Taktik, alles!
Am Samstag hat der Berliner Richter gegen den 44jährigem Karstadterpresser Arno „Dagobert“ Funke Haftbefehl erlassen. Der pfiffige, raffinierte und von Schulden getriebene Erpresser war am Freitag in eine Observationsfalle getappt, nach dem er zwei Jahre lang die Polizei immer wieder narren konnte.
Funke alias Dagobert ist nach Polizei-Angaben geständig. Er habe zugegeben, selbstgebastelte Bomben in fünf Karstadtfilialen – darunter „Karstadt Mö“ in Hamburg – gelegt zu haben. Bei den Detonationen war erheblicher Sachschaden entstanden, Menschen wurden allerdings nicht verletzt – ausgenommen in Hannover, wo zwei Personen über etwas „Ohrensausen“ (Polizei) klagten. Laut Polizei hat Dagobert auch den Bombenanschlag auf das „KadeWe“ (Kaufhaus des Westens) 1988 in Berlin zugegeben. Damals konnte er unerkannt mit 500.000 Mark Lösegeld türmen. Unklar ist derzeit, ob Dagobert nach dem KadeWe-Gestädnnis der Prozeß in Hamburg oder in Berlin gemacht wird.
Unterdessen versucht die Polizei, die wegen der Fahndungspannen immer wieder mit Spott und Hohn übergossen wurde, das entstandene Bild zu korrigieren. Die fehlgeschlagenen Geldübergabeversuche seien Bestandteil der Polizeitaktik gewesen, erklärte der Berliner Chef der Soko „Dagobert“, Ulrich Tille, dem „Spiegel“. Damit wollte die Soko Zeit gewinnen, um „Dagobert“ zu fassen. Tille: „Wir haben niemals ernsthaft erwogen, ihm Geld zu zahlen, nur damit wir Ruhe haben“.
So richtig glaubhaft ist die Tille- Darstellung aber nicht: Ein MEKBeamter soll absichtlich bei der Dagobert-Verfolgung auf Hundekot ausgerutscht sein? Ein Einsatzkommando ist vorsätzlich vor einer präparierten Streusandkiste sitzen geblieben? Und hat bei der Verfolgung eines Dagobert-Gefährts durch Fallschnüre absichtlich ein Feuerwerk ausgelöst?
Die allseits geschätzte Deutsche Presse-Agentur beschreibt dann auch Hamburgs Dagobert-Chefermittler Michael Daleki so: „Sein Haupthaar ist in den vergangenen zwei Jahren grau geworden, über seinem Schnurrbart haben sich zwei tiefe Falten eingegraben.“ Alles Taktik. Kai von Appen
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