: Immer zu hanseatisch
■ Der HSV büßt durch ein 1:3 gegen Gladbach alle UEFA-Cup-Chancen ein
Hamburg (taz) – Der Hamburger SV war schon immer zu hanseatisch, zu strahlend blau-weiß, kurz: viel zu bieder, um zur Mythisierung zu taugen. Für die szeneastisch verkultete Verehrung, die dem FC St. Pauli zuteil wird, fehlt den HSV-Fans die Kraft. Am Volkspark ist man einfacher gestrickt: Bejubelt werden die Tore der Heimequipe, und Gäste, diesmal die Gladbacher Borussen, gelten besonders im „Endspiel“ um einen UEFA-Cup-Platz als „Arschlöcher“. Motto: Fair hinkt hinterher. Dementsprechend schlicht und unfeierlich gestaltete sich denn auch der für diese Saison ultimative Rückfall des HSV ins tabellarische Mittelmaß. Wesentlichen Anteil am Untergang des Dampfers hatte dessen indisponierter Kapitän, Thomas von Heesen. Der 32jährige scheiterte in der 41. Minute an Uwe Kamps. Der blonde „Tommy“ versemmelte seinen ersten saisonalen Elfer und damit Bundesligatreffer Nummer 100. War TvH, der jüngst – gemeinsam mit Armin Eck und Jörg Bode – seinen Wechsel zu den Bielefelder Amateuren besiegelte, nicht mehr richtig bei der Sache? Menschlich wär's. Denn einen wie von Heesen, der als junger Spund im legendären 83er Team neben Hrubesch und Bastrup den HSV- Sturm komplettierte und gegen Juve den Landesmeister-Cup an die Elbe holte, sollte man nicht am Ende der Karriere mit einem läppisch dotierten Einjahresvertrag abzuspeisen versuchen.
Härter im Nehmen dagegen Harald Spörl. „Harry“ bleibt, trotz verbaler Degradierung durch Benno Möhlmann. Der HSV- Coach scheint ein Versagen seines einstigen Zimmerkumpanen immer sehr persöhnlich zu nehmen, weshalb er dem Schlingel im Affekt schon mal das Schienbein blutig tritt oder ihn, wie in Köln, einfach feuert. „Spörl ist etwas verwirrt gewesen“, entwertete Möhlmann die Abwanderungsbekundungen seines Schützlings und setzte ihn von Beginn an ein – was auch nichts half.
„Doas is a Katastrophn“, faßte Max Merkel den unterirdischen Kick zusammen, und Benno Möhlmann hatte nach dem Spiel den Blues, allein: Er wußte ihn nicht zu spielen. Sachlich verkündete er etwas von „passablen ersten 20 Minuten“, wo seine Augen verrieten: „Das war's, Leute. Ich bin jetzt einfach traurig.“ Leider ist die Kulisse am Volkspark selbst zu bieder für Tränen. Claudia Thomsen
Borussia Mönchengladbach: Kamps - Andersson - Klinkert, Stadler - Eichin, Schneider, Nielsen, Wynhoff, Neun - Herrlich (63. Dahlin), Max
Zuschauer: 24.815
Tore: 0:1 Max (44.), 0:2 Andersson (47.), 0:3 Wynhoff (72.), 1:3 Andersen (77.)
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