13 Köpfe für neun Ministerien

■ Sachsen-Anhalts Oppositionsführer präsentiert Schattenkabinett / Chemiefunktionär als Wirtschaftsminister

Magdeburg (taz) – Lange hat er aus den Köpfen seines Teams ein Geheimnis gemacht. Gestern ließ der SPD-Oppositionsführer im Magdeburger Landtag, Reinhard Höppner, die Katze endgültig aus dem Sack. Für die neun Ministerien, die es unter seiner Ägide geben sollte, präsentierte er gleich dreizehn Gesichter. „Dies ist kein Schattenkabinett im klassischen Sinn, sondern eine Mannschaft, von der jedes Mitglied gewisse Themen besetzt“, kündigte Höppner an. Mit Gerlinde Kuppe (Soziales), Wolfgang Schäfer (Finanzen) und Manfred Püchel (Inneres) rechnet man schon lange. Und auch Karl-Heinz Reck als künftiger Bildungs- und Karl- Heinz Wolf als potentieller Landwirtschaftsminister waren nie ernsthaft in Frage gestellt. Für Überraschung dagegen sorgte, daß der 31jährige Thomas Felke der künftige Bauminister werden könnte. Ihn stellte Höppner als den für diesen Bereich zuständigen Mitarbeiter seines Wahlkampfteams vor.

Eine Wanderin zwischen den Welten soll das Justizressort vertreten. Karin Schubert ist in Erfurt geboren, wechselte aber bald in den kapitalistischen Westen. Zur Zeit ist sie Präsidentin des Landgerichts Neubrandenburg. Für den Umweltbereich soll in einer SPD- Regierung der bisherige Fachsprecher der Fraktion, Gerhard Hecht, zuständig sein. Und ganz nach dem Vorbild von Niedersachsens Gerhard Schröder präsentierte Höppner mit dem Landesgeschäftsführer des Verbandes der chemischen Industrie, Volkhard Uhlig, einen Parteilosen, mit dem er dem potentiellen Koalitionspartner FDP schon im Vorfeld das wichtige Wirtschaftsressort abhandeln will.

Drei weitere von Höppner präsentierte Gesichter bleiben wohl ohne Ressort. Rüdiger Fikentscher, derzeit Landtagsvizepräsident, die Buna-Betriebsratsvorsitzende Ingrid Häußler und der Direktor des Kommunalverbandes Ruhrgebiet, Jürgen Gramke, ließen sich vor Höppners Wahlkampfkarren spannen.

Schon jetzt ist klar, daß nicht alle, die Höppner als künftig politisch Verantwortliche präsentierte, diese Verantwortung auch übernehmen können. Denn eine absolute Mehrheit für die Sozis bei der Landtagswahl ist illusorisch. Mindestens die Bündnisgrünen, womöglich auch die FDP müssen die Sozis ins Boot holen. Und die werden sich ihre Zustimmung zu einem Ministerpräsident Höppner nur mit lukrativen Posten abkaufen lassen. Eberhard Löblich