Die schon wieder

■ Die Drei von „Die Auch“ stellen heute in der Buchtstraße ihre erste LP vor

Das Bild von den vier selbstzufriedenen Ernies, die aus dem Unicard-Ständer in die Bremer Kneipen blickten, war das bislang wohl auffälligste Lebenszeichen von Die Auch. Nun glotzen die Ernies auch aus den Regalen der Szene-Plattenläden – die erste LP des innovativen Bremer Trios ist fertig.

Klanglich unterscheidet sich das Vinyldebüt, augenzwinkernd „Im Ernst“ betitelt, nur wenig von denweitghehend ignorierten zwei Demo-Tapes der seit anderthalb Jahren existenten Freistil-Kombo. Viel Instrumentales, wie es Anfang der Achtziger die Minutemen perfektioniert hatten, dazu deutsche Texte, wie Grönemeyer sie auf LSD machen würde. Selbermachen hieß einmal mehr die Devise von Die Auch; statt im teuren Studio wurden die 14 Stücke mit dem 8-Spur-Gerät im Übungsraum aufgenommen. Dem professionellen Klang der Platte hat das nicht geschadet. Vor allem in Sachen Akzeptanz soll sie den Durchbruch, womöglich gar einen CD-Deal mit einer Plattenfirma bringen.

Beginnen tut die selbstgemachte Platte harmlos. „Lehuhu“ (kindersprachlich für Leberwurst) etwa täuscht den schräg groovenden Jazz-Rock an, um im unfaßbaren Hochgeschwindigkeits-Donnerwetter zu enden. Daß im Vorbeigehen mal eben drei Dutzend andere Stile zitiert wurden, versteht sich dabei von selbst. Nur eindeutig ist nichts bei Die Auch. Die Kunst besteht darin, das Gezockte und all die Zitate eigenständig und organisch zum unfaßbaren Kinderjazz der Wahlbremer zusammenzustoppeln. Und dabei die Art von Energie zu erzeugen, die einen dazu bringt, Löcher zu graben und sich reinzsetzen statt einfach nur aggressiv zu reagieren.

Zufrieden sind Die Auch laut Schlagzeuger Henning auf jeden Fall mit der Platte. Ihr Ziel, Hörgewohnheiten in Frage zu stellen, dürften sie mit der beim hannoverschen Schrullenlabel n.Ur-Kultreleases erschienenen Werk locker erreichen. Herkömmlicher Hörgenuß wird zumindest durch ein lauerndes Abwarten, was die drei Irren denn als Nächstes wieder in einen Song packen, ersetzt. Dazu paßt natürlich der extra aus Köln geladene Gast unzähliger ungenießbarer Videos, Schmiercomics und Kinderpopnummern. Heute ab 21 Uhr im New Tips/Buchtstraße.

Lars Reppesgaard