: Ruhnke ist tot, es lebe Fielmann
■ Der Optiker packt seine Brillen und kommt nach Berlin
Fielmann pflanzt Bäume, schützt Schildkröten, wird Öko- Bauer, verschenkt Fahrrad-Reflektoren an Kindergärten, sammelt Hologramme – eigentlich müßte ihn bald jeder kennen. Günther Fielmann ist Optiker. „Ein großer deutscher Optiker“ sogar, wie auf seinem Briefkopf steht. Der Branchenführer mit 275 Fachgeschäften plant für dieses Jahr einen Umsatz von fast einer Milliarde Mark. Nach zwei Jahrzehnten bundesweiter Aktivitäten will er nunmehr auch die Berliner Branche das Zittern um Marktanteile lehren.
taz: Herr Fielmann, die Legende behauptet von Ihnen, Sie wollten gern Revolutionär werden. Sind Sie es geworden?
Günther Fielmann: Nun, wir haben die Brillenbranche revolutioniert. Früher waren Kassenbrillen zeitlos und häßlich. Wer nicht genug Geld hatte, trug den Nachweis niedrigen Einkommens sozusagen auf der Nase. Wir haben die Diskriminierung per Nasenfahrrad abgeschafft. Aus acht Kassenbrillen machten wir mehrere hundert ohne Aufpreis. Garantien für Brillen gab es nicht, wir haben die 3-Jahres-Garantie und den Preiswettbewerb in die behäbige Branche eingeführt.
Sie sind doch schon seit über 20 Jahren bundesweit im Geschäft. Wieso kommen Sie denn erst jetzt nach Berlin?
Zum einen, weil Berlin jetzt die Hauptstadt ist. Außerdem kommen im Ostteil der Stadt auf einen Optiker 15.000 Menschen, während es in Westdeutschland 8.600 sind. Nach westlichem Standard sind die Bürger in den neuen Ländern noch unterversorgt.
Allein die Wohltat wird's nicht sein. Welchen Anteil versprechen Sie sich denn vom Berliner Markt?
Wir werden in den nächsten zwölf Monaten sieben neue Niederlassungen in Berlin eröffnen. Und bis zum Jahr 1995 erwarten wir einen Marktanteil von 25 Prozent.
Welche Rolle spielte denn in der Vergangenheit Ihr Hamburger Konkurrent Ruhnke? Gerüchte sagen, Sie hatten mit ihm in früheren Jahren eine Übereinkunft, Berlin in Ruhe zu lassen?
Mit Jörg Ruhnke habe ich seinerzeit die Fachschule besucht. Und da sein Hauptgebiet Berlin war, bin ich nicht auch noch nach Berlin gegangen. Jörg Ruhnke ist tot, die Besitzverhältnisse haben sich verändert, und persönliche Beziehungen bestehen jetzt nicht mehr. Interview: Andreas Lohse
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