piwik no script img

Bedrohte Goldgrube

■ Ein Fernsehfilm stellt die Künstlergruppe „Die Schlumper“ vor

„Ich hab' mir gedacht, bei mir im siebten Sinn, das ist eine Goldgrube“, sagt Karl-Ulrich Iden, selbsternannter Botschafter der „Schlumper“. Tatsächlich gibt es Schritte zur Realisierung dieses Wunschtraums, werden die Arbeiten der Gruppe behinderter Künstler aus dem Stadthaus der Stiftung Alsterdorf von der Kunstwelt inzwischen durchaus ernsthaft zur Kenntnis genommen.

In einem 45-minütigen TV-Film, der am Sonntag auf N3 ausgestrahlt wird, zeigt Eckard Garczyk Ideen der Schlumper sowie deren Bilder im Atelier, begleitet Karl-Ulrich Iden zu einem europäischen Wettbewerb nach Luxemburg und läßt Sammler und Kunstfachleute zur Sprache kommen. Baselitz-Experte Günther Gercken betont, daß die Kunst von Behinderten unbehindert von Konventionen einen besonderen, visionären Freiraum erobert. Zunehmend tritt der therapeutische Zweck des Unternehmens in den Hintergrund und zur Entdeckung tut sich eine faszinierende Kunstwelt auf.

Deren bekanntester Vertreter ist Uwe Bender, der zusätzlich zu seinen kraftvollen Figurengemälden auch als Sänger der Gruppe Station 17 auftritt. Nicht zuletzt durch den beharrlichen Einsatz des Hamburger Malers Rolf Laute, der seit zehn Jahren der Projektleiter der Schlumper ist, ist diese Gruppe weit mehr als eine sozialpädagogische Bagatelle geworden. Das erkannten nach acht Jahren auch die staatlichen Stellen. Neun Gruppenmitglieder sind inzwischen als Berufskünstler anerkannt, womit ihnen die Kunstproduktion unter den Bedingungen eines sonst üblichen Behinderten-Arbeitsplatzes ermöglicht wird.

Der Anfang dieses Jahres gedrehte Film hat auch aktuelle Brisanz: Durch den Verkauf des Grundstücks Beim Schlump 84 an einen Großinvestor ist die Zukunft der Schlumper gefährdet. In der zunehmend durchkommerzialisierten Welt ist der Erhalt von Freiräumen gleich welcher Art immer schwerer. Hajo Schiff

1. Mai, 17 Uhr, NDR 3

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen