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Clinton läßt Federn

■ Indianer-Empfang im Weißen Haus

Washington (AFP) – Erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten sind jetzt Vertreter von mehr als 500 Indianervölkern der USA im Weißen Haus empfangen worden. Präsident Bill Clinton sprach sich bei dem Treffen am Freitag für eine „neue Partnerschaft“ zwischen seiner Regierung und den Indianern aus. „Unsere Geschichte war nicht immer ruhmreich, aber unsere Zukunft kann es sein“, sagte der Präsident zu den Vertretern der amerikanischen Urbevölkerung, die in traditioneller Kleidung mit Federschmuck erschienen waren. Clinton bekräftigte seine Unterstützung für das „Selbstbestimmungsrecht der Stämme“ und sagte Maßnahmen zu, die den Indianern mehr Souveränität ermöglichen sollen.

„So lange waren die Türen des Weißen Hauses für uns verschlossen. Nun sind sie symbolisch geöffnet worden“, sagte der Vorsitzende des Nationalrats der US- amerikanischen Indianer, Gaiashkibos. Die Indianer seien zu einer „vollständigen Partnerschaft“ mit der Regierung bereit. Das Treffen sei die „Chance zu einem wahren Dialog“, betonte der Chef der Sioux vom Cheyenne-Fluß, Greg Bourland. Die zweieinhalb Stunden dauernde Begegnung, bei der die meisten Minister der Clinton- Regierung anwesend waren, fand in einem großen Zelt im Garten des Weißen Hauses statt. Einige Indianervertreter intonierten, von Trommelschlägen begleitet, traditionelle Gesänge.

Neben der Forderung nach mehr Souveränität verlangen die Indianer, daß jeder einzelne Stamm als eigenständige Nation anerkannt wird. Nach Angaben von Clinton-Sprecherin Dee Dee Myers sollte bei dem als „historisch“ bewerteten Treffen eine Grundlinie für die Arbeitsbeziehungen zwischen der Regierung und den Indianervölkern erarbeitet werden. Am 5. und 6. Mai soll ein „Gipfeltreffen“ in Albuquerque im Bundesstaat New Mexico stattfinden. Im Wahlkampf hatte Clinton Hilfe für die indianische Bevölkerung versprochen. Durch die jüngsten Sparmaßnahmen hatten sich die Beziehungen jedoch verschlechtert.

Die Indianer waren im vergangenen Jahrhundert von weißen Siedlern von ihrem Land verdrängt und in Reservate zusammengetrieben worden. Derzeit leben etwa 1,9 Millionen Indianer in 300 Reservaten. Clinton forderte in seiner Ansprache die Indianervölker auch zu breiter angelegten wirtschaftlichen Aktivitäten auf. Er bezog sich damit auf die Tatsache, daß das Glücksspiel heute zu den wesentlichen Einnahmequellen der verschiedenen Stämme gehört.

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