piwik no script img

Dummes Volk?

■ Eklat im hessischen Landtag

Frankfurt/Main (taz) – Die Fraktionsvorsitzende der FDP im hessischen Landtag, Ruth Wagner, echauffierte sich über die Maßen. Und bei der Union gingen die Wogen der Empörung hoch. „Dummes Volk!“ soll Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) von der Regierungsbank aus einigen, die Plenardebatte mit beharrlichen Geschwätz störenden ParlamentarierInnen aus den Reihen der FDP zugerufen haben. Das ist eine „Beleidigung“, konterte Ruth Wagner aufgebracht, eine Beleidigung aller VolksvertreterInnen und damit auch eine Beleidigung für das gesamte hessische Volk. Der Eklat war da. Und der mit lauten Schmährufen bedachte Ministerpräsident wurde von Landtagspräsident Starzacher (SPD) zur „Klarstellung“ ans Mikrofon zitiert.

„Dummes Volk!“ würde ihm nie über die Lippen gehen, verteidigte sich Hans Eichel. „Dummes Zeug!“ habe er gesagt – und wirklich nichts anderes. Doch das reichte den VolksvertreterInnen aus den Reihen der FDP und der Union nicht. Um den sich anbahnenden handgreiflichen Auseinandersetzungen im Plenarsaal vorzubeugen, beantragten die Fraktionsmitglieder von Bündnis 90/Die Grünen die sofortige Einberufung des Ältestenrates. Der tagte dann hinter verschlossenen Türen fast eine Stunde lang – ohne Ergebnis. Die FDP blieb bei der Version: „Dummes Volk!“ Und Eichel wich von seiner Verteidigungslinie – „Dummes Zeug!“ – nicht einen Millimeter ab. Zu dumm, daß die Landtagsstenographen absolut nichts gehört haben (wollten) – vielleicht zum Glück für Hans Eichel. kpk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen