: Unterm Strich
Unter dem schönen Motto „Nürnberg bietet mehr“ macht die – im Gegensatz zu Berlin vergleichsweise kleine Stadt – vor, wie man sich erfolgreich vermarktet. In limitierter Auflage von 5.000 Stück gibt es ab sofort eine Telefonkarte mit dem „Goldenen Ring“, der am Schönen Brunnen, einem bedeutenden Kunstwerk des 14. Jahrhunderts, hängt. Zwar mußte er Ende des 2. Weltkriegs und nach Fastnacht 1957 wegen Diebstahls ersetzt werden. Doch die daran geknüpfte Legende, daß, wer ihn dreht, wieder nach Nürnberg zurückkommt, bleibt auch für die Plagiate gültig. In Heidelberg ist man insgesamt ja großzügiger: Wer dort am großen Eingangstor des Schlosses den fleischwurstdicken Eisenring durchbeißt, kann selbiges, in schönster Hanglage über dem Neckar, gleich ganz behalten. Und Telefon gibt's auch.
Erfreuliches ist auf dem Gebiet „Glückliches Wiederfinden gestohlener Kunstwerke“ zu melden. Nachdem schon vor einigen Wochen an einer Osloer Bushaltestelle Rahmenteile des gestohlenen Gemäldes „Der Schrei“ von Edvard Munch gefunden wurden, überschlugen sich am vergangenen Freitag abend die dpa-Meldungen. Um 16 Uhr 12 tickerten sie den Fund weiterer Rahmenteile, was zu dieser Zeit als Signal der Gesprächsbereitschaft der Diebe interpretiert wurde. 19 Uhr 37 folgten einige kunsthistorische Betrachtungen über Entstehungsbedingungen, Bedeutung und Wert des Werks sowie einige kleine Anmerkungen zu Wesen und Wirken des Malers. Bereits um 19 Uhr 49 dann die erlösende Nachricht: „Der Schrei“ in einem Hotel der Ortschaft Aasgardastrand unversehrt wiedergefunden, drei kunsträuberische Aasgeier als Verdächtige gleich festgenommen.
Am kommenden Wochenende ist ja das dritte Wochenende im Mai. Das, mögen Sie sagen, ist mir eigentlich ziemlich egal. Kommt ja sowieso. Richtig. Aber es kommt darauf an, wo man es verbringt! Das sagen wir Ihnen! Für alle also, die uns vertrauen, zwei heiße Tips: in Angels Camp, Kalifornien, steigt wieder das traditionsreiche Froschwetthüpfen. Jeder, der einen Frosch hat, kann diesen ins Rennen schicken. Ochsenfrösche sind allerdings wegen ihres Schenkelumfangs aus wettbewerbstechnischen Gründen von der Teilnahme ausgeschlossen, und Kröten sind erfahrungsgemäß überhaupt nicht springfreudig. Für alle, die nicht so weit fahren wollen, aber dennoch die Sensation suchen, sei am 13. Mai ein Besuch in Kloster Weingarten empfohlen. Dort findet nämlich, im Rahmen der seit 1200 mittels eines kleinen Stoffetzens fortgesetzten Heiligblutverehrung, der Jubiläums- Blutfreitag mit Reiterprozession statt. Mit seinen bis zu 7.000 Reitern, die die Reliquie um die örtliche Feldflur transportieren, wird dieser Umzug bestimmt genau so heidnisch-schön wie das Drei-Königs-Spektakel im fränkischen Pottenstein. Dazu Anfang nächsten Jahres mehr.
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