: Rock und Eigensinn
■ Heute im Schlachthof: „Station 17“, Psychelicrock frisch aus der Anstalt
Behinderte, die Musik machen? Das klingt zwar nach zivildienstlich ersonnener Beschäftigungstherapie, bestfalls erwartet man Bluesrock mit Paralympics-Charme. Aber auf „Station 17“ können diese Klischees ganz schön ins Wanken geraten.
Daß der Bandname Programm sei: Diese Phrase ist bei „Station 17“ mehr als nur als das übliche Rock-Promoter-Vokabular. Eine psychiatrische Anstalt in Hamburg-Alsterdorf ist tatsächlich die Heimat des schrägsten deutschen Rockprojekts. Seit 1988 rocken rund 40 Alsterdorfer in wechselnden Besetzungen - die meisten von ihnen gelten als geistig behindert.
Mit diesem Hintergrund an Konzerttermine heranzukommen, die nicht bloß nett gemeinte Gefälligkeiten waren, erwies sich als schwierig. Seit etwa einem halben Jahr läuft es aber besser für die Gruppe. Ein Interview im größten Hardcore-Magazin Deutschlands, dem ZAP, sowie Gigs in der ganzen Republik künden vom wachsenden Interesse an „Station 17“. Dem nun drohenden Effekt, daß dieses „verrückte“ Bandprojekt zum modischen Hype wird, versuchen die Alsterdorfer damit zu begegnen, daß sie sich die Veranstalter sehr genau aussuchen.
Grund, den Ausverkauf zu fürchten, haben die Hamburger allemal: Sie betrachten Psychedelic-Rock aus dem etwas anderen Blickwinkel, und beweisen dabei ziemlichen Eigensinn. Live bieten sie eine Melange aus altbewährt schrägem Rock (Can) und ureigener Verschrobenheit. Orgel, Dröhngitarre und unzählige Rhythmusinstrumente erschallen, alles superlaut und rockig. Keine Freakshow also, sondern eine für Musikfreaks. L.R.
Heute um 20 Uhr im Schlachthof
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen