Kontrolliertes Chaos

■ Hamburger Jazz Orchestra: Die junge Big-Band spielt heute im Trockendock

Fast im Verborgenen hat sich Hamburg zum Humus für den deutschen Jazz entwickelt. Und das liegt sicher auch an dem inzwischen renommierten Jazz-Studiengang an der Musikhochschule. Dreizehn Formationen aus dieser Szene, die sich musikalisch jenseits des Modern Jazz definiert, organisieren sich nun, um gemeinsam gegenüber Veranstaltern und Behörden auftreten zu können. Vom 15. bis zum 19. Juni stellen sie sich im Mon Marthe beim „Jazz Haus Festival“ vor. Initiator des Festivals ist Dirk Bleese, der auch das Hamburger Jazz Orchestra (HJO) leitet. Seit zwei Jahren bespielt die Formation mit drei Trompetern, drei Saxophonisten, zwei Posaunisten, Gitarrist, Pianist, Bassist und Schlagzeuger die einschlägigen Jazz-Klubs. Bleese lernte als Austauschschüler in den USA den Jazz erst richtig kennen, mit 18 gründete er seine erste Schüler-Big-Band. Ihm geht's um „das gemeinsame Erlebnis Musik“. „Alle Musiker“, erzählt Bleese, „dienen der gleichen Sache. In kleinen Besetzungen sind die Musiker eher Solisten. In größeren Formationen bietet die kollektive Erfahrung mehr Möglichkeiten“. Die kraftvolle Musik des HJO bewegt sich zwischen den sensiblen und abgeklärten Klängen des Pianisten Bill Evans und dem powervollen Sound der M-Base-Familie. Nicht selten driftet die Musik in kontrolliertes Chaos ab, das an die Klänge der Großstadt erinnert. In der Komposition „Suite aus fünf kleinen Geschichten - Neues aus Metropolis“ verarbeitet Dirk Bleese Geschichten aus seiner Zeit in Berlin. „Ich bin dort fast kaputt gegangen“, erzählt er, und der Titel ist eher ironisch gemeint: Aus der Hauptstadt nichts Neues.

Nikos Theodorakopulos

13.5.: Trockendock; 14. 5.: Birdland; 20. 5.: Rathaus Norderstedt