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Affenguerilla überfällt Emma

■ Frauenzeitschrift Emma von Rollkommando verwüstet / 150.000 Mark Sachschaden

Berlin (taz) – Viel rote Farbe und haufenweise Kuhmist hinterließen militante Frauen am Dienstag nachmittag in den Redaktionsräumen der Frauenzeitschrift Emma. Die Angreiferinnen zerschnitten Telefonkabel, versauten Computer und Faxgeräte mit Farbe und sprühten Sprüche an die Wände. Emma-Chefin Alice Schwarzer schätzt den Schaden auf rund 150.000 Mark.

Die Polizei bescheinigte dem Rollkommando ein „erstaunlich professionelles" Vorgehen. Sie konnte zahlreiche Spuren sichern und ermittelt wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Die Emma-Frauen wollen dazu beitragen, die militanten Gegnerinnen zu fassen. Schwarzer: „Für uns ist es kein Unterschied, ob das Männer oder Frauen waren. Für uns sind Täterinnen auch Täter.“

Schwarzer verurteilte gestern gegenüber der taz vor allem die Attacke gegen eine Layouterin, die sich als einzige Mitarbeiterin zur Tatzeit noch in den Räumen der Zeitschrift befand. Ihr seien die Arme auf den Rücken gedreht worden, um sie gewaltsam festzuhalten. Weil die Angreiferinnen Affenmasken trugen, hielt die Layouterin die Aktion anfangs für einen Scherz.

Anlaß für den Überfall waren drei Artikel, die in der Zeitschrift erschienen waren. Den Journalistinnen wird vorgeworfen, unkritisch rechtsextreme, rassistische und euthanasiefreundliche Positionen präsentiert zu haben. In dem zurückgelassenen einseitigen Bekennerschreiben heißt es: „Emma scheint zu wissen, was sie will. Das hat sie bereits mit dem einfühlsamen Artikel über die ,Böhsen Onkelz‘ und dem zum Teil offenen Rassismus in dem Fundamentalismusdossier gezeigt. Und im Namen des Tierrechts relativiert Emma den Holocaust ... Was Emma ihren LeserInnen als Feminismus, als mutigen Akt gegen die Männergesellschaft und kritischen Journalismus verkauft, ist nur die Anpassung an den gesellschaftlichen Mainstream.“

Als aktueller Auslöser für den Überfall wird ein Artikel über den Euthanasietheoretiker und Tierschützer Peter Singer genannt. Überschrift des Bekennerpamphlets: „Emma greift das Lebensrecht behinderter Menschen an.“ In der Märzausgabe von Emma hatte sich die Autorin Singers Forderung, die Tötung von „schwerstbehinderten Säuglingen“ nicht zu tabuisieren, angeschlossen.

Kritik ist die Frauenzeitschrift aus Köln schon immer gewohnt. Doch zum ersten Mal in der 17jährigen Emma-Geschichte sind die GegnerInnen militant geworden. Alice Schwarzer: „Natürlich tut es weh, daß das Frauen waren.“ Es sei kein Zufall, „daß Intoleranz gerade in Deutschland solche Formen annimmt“. Ihr sei es darum gegangen, „Tabus und Denkverbote aus den Reihen der linken Szene anzusprechen“. sos Seite 4

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