Autos rein nach Bremen Nord

■ Neues Parkhaus in Vegesack als Wirtschaftsförderungsprojekt geplant

Autos rein in die City heißt das neue Motto der Bremen-Norder Verkehrsplanung: Ein Parkhaus mit 130 bis 150 neuen Stellplätzen, garniert mit Altenwohnungen und einer Ladenzeile, soll einen Steinwurf von der Fußgängerzone entfernt gebaut werden. Dieses 10-Millionen-Projekt der Bremischen wird zudem als Wirtschaftsförderung verkauft: das Bauamt Bremen Nord hat das Bauvorhaben „Wohn- und Geschäftshaus mit Anlage für den ruhenden Verkehr“ an der Ecke Breite Straße / Aumunder Heerweg für eine Finanzierung aus dem Investitionssonderprogramm vorgeschlagen. Die Parkhauspläne werden von der Bremen-Norder SPD unterstützt. Die Vegesacker Grünen hingegen deuten den Bau als klaren Verstoß gegen die Koalitions vereinbarungen und als Ermunterung für alle AutofahrerInnen, Bus, Bahn und Fahrrad links liegen zu lassen: „Einfältig“ nennt dies der Bündnisgrüne Reinhold Koch. Bewußte Verknappung von Parkraum ist in Bremen-Nord kein Thema – das Argument der Sicherung des Einkaufsstandortes siegt in der bisherigen Diskussion.

Nach der Strategie der 70er Jahre regelt in diesem Fall die Nachfrage das Angebot: die Baulücke wird nämlich seit Jahren als wilder Parkplatz genutzt – „wir haben einen erheblichen Bedarf, und man muß zusehen, was mit den Autos passiert, die jetzt dort parken“, sagt Reiner Frankenberg von der zuständigen Planungsabteilung des Bauamtes. Unberücksichtigt bleibt dabei allerdings, daß die AutofahrerInnen das kostenlose Wildparken auf besagtem Gelände dem bezahlten Parken vorziehen – so tummeln sich die Dreckschleudern auf dem designierten Parkhausplatz, während die bestehenden Parkhäuser leer bleiben. Dabei stehen rund um die Vegesacker City bereits vier große Parkhäuser und -plätze zur Verfügung. Nach Zahlen der Bremer Parkplatz GmbH (Brepark) sind die beiden von ihnen betriebenen Parkhäuser am Vegesacker Hafen und am Sedanplatz allerdings nicht einmal zu zwei Dritteln ausgelastet. Und rund 150 zusätzliche Parkplätze an der Grohner Düne sind seit 1988 gesperrt: Das zu den GEWOBA-Bauten gehörende Parkdeck verwaiste – „zu gefährlich, da kann man nicht parken“, sagt ein Brepark-Angestellter; häufige Autoaufbrüche, Diebstähle und das düstere Tiefgaragenambiente ließen die ParkerInnen einen großen Bogen um die Grohner Düne machen. Und Planer Reiner Frankenberg gibt zu: „Es ist anzunehmen, daß sich der ruhende Verkehr auch ins neue Parkhaus verlagern wird.“ Im Klartext: Weil man von den bestehenden Parkhäusern sieben statt drei Minuten in die Fußgängerzone gehen muß, werden sie noch weniger ausgelastet und die Blechlawine immer näher an die City herangeführt. skai