piwik no script img

Modellprojekt steht auf der Schiene

■ 100 Leihräder werden in altem Güterwaggon aufbewahrt

Als fahrradfreundliche Stadt kann Potsdam wohl nicht gerade bezeichnet werden. Doch genau das strebt sie an: Seit einem guten Jahr läuft nun schon das Modellprojekt „Fahrradfreundliches Potsdam“, das zum größten Teil aus Landesmitteln finanziert wird. Kernpunkt ist eine Fahrradstation am Bahnhof Potsdam-Stadt.

Betrieben wird die Station, die aus vier Güterwaggons und einem alten Speise- und Kulturwagen auf den Gleisen des ehemaligen Güterbahnhofs besteht, vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Der Geschäftsführer des Landesverbands, Volker Wiedersberg, leitet den Verleih mit der integrierten Werkstatt. „Wir haben hier rund hundert Räder“, berichtet er stolz, an Himmelfahrt seien „bestimmt 60“ verliehen gewesen.

Viele der Kunden seien Berlin- Besucher aus den alten Bundesländern. Mit den Preisen, die bei 15 Mark pro Tag anfangen, seien die meisten zufrieden. Schließlich sei es „genial, sich eine Stadt per Fahrrad anzusehen: Du kannst hinfahren und stoppen, wo du willst, vielleicht auch ein Stück die Havel runterfahren.“ Für eine solche Tour gebe es 7-Gang-Räder für 20 Mark, „das sind richtige Stahlrosse“. Er selbst ist mit den Preisen nicht glücklich, denn „wahrscheinlich kann sich die Station nicht tragen“. Gegenüber der taz gab Wiedersberg seine Angst zu, daß das „ein Zuschußgeschäft wird“.

Gelohnt hat sich das Projekt von Tourismus-Chef Raimund Jennert schon jetzt: Eine 17,4-Kilometer-Rundfahrt durch die Stadt, an den Schlössern und Gärten vorbei, wurde ausgeschildert und ausgebaut. Alte Fahrradwege würden genutzt, außerdem neue, auf der Straße geführte Radspuren und kleine Nebenstraßen. „Kopfsteinpflaster ist nicht völlig zu vermeiden“, räumt Wiedersberg ein. Eine zweite Tour, die nach Babelsberg führen soll, sei in Planung; noch fehle Geld für Schilder.

Bedauerlich findet der ADFC- Geschäftsführer, daß keine Fremd-Räder aufbewahrt werden, „daß wir gar keine echte Station haben“. Dafür werde allen geholfen, die mit einer Panne kämen: „Da leisten wir erste Hilfe.“ ca

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen