: Ein neuer Möchtegern-Kandidat
■ CDU-Basis wählt Linssen zum Spitzenkandidaten in NRW
Düsseldorf (taz) – Die nordrhein-westfälische CDU will so weitermachen wie bisher. Das hat die Mitgliederbasis am vergangenen Sonntag höchstselbst per Urwahl entschieden. Mit 59,6 Prozent der Stimmen kürten die Parteimitglieder den Düsseldorfer Chef der CDU-Landtagsfraktion, Helmut Linssen (51), zu ihrem neuen Spitzenkandidaten. Sein Gegenkandidat Norbert Lammert (46), der in Bonn einen Staatssekretärsposten im Bildungsministerium innehat, erhielt nur 34.725 der 88.177 abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,6 Prozent.
Linssen war vom CDU-Landesvorsitzenden Norbert Blüm für das Amt vorgeschlagen worden. Die klare Entscheidung für ihn macht deutlich, daß die Zeit für Reformer innerhalb der CDU noch nicht gekommen ist. Der dem Geißler-Flügel zuzurechnende Lammert konnte lediglich in seinem Heimatbezirk im Ruhrgebiet die Mehrheit gewinnen. Die beiden Kandidaten hatten sich in den vergangenen Wochen gemeinsam auf 15 Parteiveranstaltungen vorgestellt. Etwa 5.000 der knapp 210.000 CDU- Mitglieder in NRW erlebten einen äußerst harmonischen Zweikampf. Warum die beiden überhaupt gegeneinander antraten, blieb für die Diskussionsbesucher im dunkeln. Klare Bekenntnisse für eine neue CDU-Politik blieb auch Lammert schuldig.
Linssen sprach nach seiner Wahl, die jetzt der Parteitag formal noch bestätigen muß, von einem „tollen Ergebnis“ für die CDU. Er sei zuversichtlich, die Sozialdemokraten im nächsten Jahr in Düsseldorf ablösen zu können. Wie das gelingen soll, steht indes dahin. Selbst die von der CDU in Auftrag gegebene Umfrage sieht die SPD in NRW derzeit bei 48 Prozent – CDU (35), Grüne (9) und FDP (4). 1990 erzielte die CDU 36,7 Prozent der Stimmen. Der neue Spitzenkandidat redet nun von „40 Prozent plus X“ für die CDU im nächsten Jahr. Sollte aus dem Plus eine dickes Minus werden, schlüge wohl die Stunde des promovierten Soziologen Lammert. J.S.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen