: Ökomobil bei Daimler?
■ Anzeige gegen Rüstungskonzern
Berlin (taz) – Was die in Berlin versammelten AktionärInnen von Daimler-Benz heute erfahren, wird Konzern-Chef Edzard Reuter nicht erfreuen. In ihrem „alternativen Geschäftsbericht“ haben die Kritischen AktionärInnen von Daimler-Benz (KAD) eine Anzeige gegen den Konzern abgedruckt: Die Mercedes-Benz AG habe sich des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz schuldig gemacht, weil sie 1992 Militär- Lastwagen ins Bürgerkriegsland Sudan verkauft habe. Auf der Hauptversammlung des Konzerns wollen die kritischen AktionärInnen verlangen, die gesamte Rüstungsproduktion bei Daimler zu beenden und ausschließlich zivile Güter herzustellen.
Als Höhepunkt ihrer öffentlichkeitswirksamen Aktion stellen die kritischen AktionärInnen den – vermutlich erfolglosen – Antrag, daß weder Vorstand noch Aufsichtsrat entlastet werden. KAD- Sprecher Jürgen Grässlin: „Der Konzern ist für 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion verantwortlich und setzt auf die falsche Produktpalette. Das geht zu Lasten der sieben Millionen Armen und vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland.“
Der Konzern habe 1993 auf der Basis von US-Bilanzregeln mit einem Verlust von 1,8 Milliarden Mark abgeschlossen. Rund 51.000 Beschäftigten kostet die verfehlte Geschäftspolitik ihre Arbeitsplätze.
Abhilfe schaffen könne nur die Abkehr von der Rüstungsproduktion, so Grässlin. Pünktlich zur Aktionärsversammlung wird deshalb heute die bundesweite Kampagne „Vom Jäger 2000 zum Ökomobil“ gestartet. In Zusammenarbeit mit Kirchen, Kommunen und Wirtschaftsverbänden wollen die kritischen AktionärInnen erreichen, daß der Konzern den Bau des umstrittenen Kriegsflugzeugs absagt und statt dessen seine Anstrengungen auf die Entwicklung ökologisch verträglicher Verkehrssysteme legt.
Die tatsächliche Entwicklung geht währenddessen in die entgegengesetzte Richtung: Die Daimler-Tochter Deutsche Aerospace AG will in Österreich eine Tochtergesellschaft gründen, um ihre Kriegstechnik dort besser vermarkten zu können. Hannes Koch
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen