: Nation als Schicksalsgemeinschaft
■ betr.: „Deutsche und andere vater landslose Gesellen“, taz v. 16.5. 94
Zur Ergänzung des Gesamtbildes scheinen mir folgende Punkte sehr wichtig zu sein:
1. Vor Beginn der Veranstaltung polemisierte eine kleine Gruppe auf dem Hof der Kulturbrauerei laut und aggressiv mit Wolfgang Templin. Dabei wurde von mehreren dieser Gruppe eifrig fotografiert.
Auf meine Frage, wer sie denn seien und warum sie von vornherein die geplante Gesprächsrunde verhindern wollten, blieben sie eine konkrete Antwort schuldig und drückten mir ein Flugblatt in die Hand. [...]
2. Mein Kompliment für die Leiterin des Festivals, deren couragiertes Auftreten im kleinen Theatersaal letztendlich die Debatte doch noch ermöglichte. Ihr gelang es mit bewundernswürdiger Gelassenheit und Sachlichkeit, die „Störer“ vor die Alternative zu stellen: „Entweder Ihr beteiligt euch an der Diskussion, auch auf dem Podium, oder Ihr verlaßt den Raum. Ansonsten muß ich von meinen Hausrecht Gebrauch machen.“ Auf das Podium wagte sich von ihnen niemand. Jedoch wurde dadurch deutlich, daß Denk- und Redeverbote – von wem auch immer verhängt – auf keinen Fall toleriert werden.
3. Dies bezog sich auch – wie die weitere Auseinandersetzung zeigt – auf die nationale Frage, wo sich Linke leider viel zu oft vor der Verantwortung zu drücken versuchen: Du bist für die Folgen deines Handelns oder Unterlassens selbst verantwortlich, im kleinen wie im großen. So gesehen ist dein Land, deine Nation eine Schicksalsgemeinschaft, aus der du nicht einfach aussteigen kannst. Oder lieber flüchten statt standhalten? Gert Schneider
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