Angeklagter beschuldigt die Polizei schwer

■ Aussage im Solinger Mordprozeß

Düsseldorf (taz) – Im Solinger Mordprozeß hat gestern der jegliche Tatbeteiligung bestreitende Angeklagte Christian B. den Beamten des Bundeskriminalamtes „gemeingefährliche“ Vernehmungsmethoden vorgeworfen: „Die haben versucht, mich mit allen möglichen Sprüchen fertig zu machen.“ So habe ein Beamter aus ihm ein Geständnis mit der Bemerkung herauszupressen versucht, daß er im Falle einer Freilassung mangels Beweisen so gut wie tot sei. Laut B. sagte der Beamte wörtlich: „Dann fischt man dich ein paar Tage später von Türken totgeschlagen aus der Gosse. Du bist tot. Du bist tot.“ Er habe „panische Angst“ bekommen, aber, so fuhr der 21jährige fort, „ich bin bei der Wahrheit geblieben.“

Der Vater des Angeklagten berichtete gestern im Zeugenstand über ein Telefonat mit seinem Sohn am Tag der Festnahme. Dabei habe dieser ihm geschildert, daß ein BKA-Beamter damit gedroht habe, wenn er weiter die Tat bestreite, „dann stecken wir dich in den Knast zu den schwulen Türken und lassen dir deinen unschuldigen weißen Arsch versilbern.“ Als der Senatsvorsitzende Wolfgang Steffen daraufhin von dem Angeklagten die Namen der BKA-Beamten wissen wollte, erklärte B., das diese „gemeingefährlichen Äußerungen“ nicht von den ihn förmlich vernehmenden Beamten und Protokollanten stammten: „Wenn die Vernehmungsbeamten rausgingen, kamen die anderen rein, deren Namen ich nicht kenne“.

Die Mutter des Angeklagten beschrieb ihren Sohn als ein „hyperaktives Kind, das immer gern provoziert hat“. Er sei „nicht allgemein rechtsradikal“ eingestellt gewesen, doch „auf Türken war er nicht gut zu sprechen, weil er von denen schon mehrmals verprügelt worden ist.“ In seinem Tagebuch hatte der frühere Skinhead, der heute behauptet, mit Ausländerfeindlichkeit nichts im Sinn zu haben, nach einer Schlägerei mit Ausländern am 2.12.92 notiert: „Kanaken, ihr werdet auch noch brennen.“ Walter Jakobs