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„Sicherere Schiffe, sauberere Meere“

■ Britische Regierung legt Bericht zum Untergang des Öltankers „Braer“ vor

Dublin (taz) – Wenn in Großbritannien ein Unglück passiert, wird umgehend eine Untersuchungskommission eingesetzt. Oft genug ändert sich dadurch aber nichts. Diese Erfahrung mußten auch die Bewohner von Shetland machen, der Inselgruppe nördlich von Schottland. Im Januar vergangenen Jahres sank dort der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker „Braer“ mit 84.000 Tonnen leichten Rohöls an Bord und verseuchte das Meer sowie weite Teile der Hauptinsel. Zahlreiche Lachsfarmen mußten dichtmachen, der Tourismus ist stark zurückgegangen. Jetzt hat die Kommission unter Lord Donaldson ihren 500seitigen Bericht vorgelegt: „Sicherere Schiffe, sauberere Meere“.

Donaldson und sein Team schlagen 103 Maßnahmen vor, um Schiffsunglücke in Zukunft zu vermeiden. In Shetland ist man trotzdem sauer: Donaldson empfiehlt weder die Radar-Überwachung der 35 Kilometer schmalen Straße südlich von Shetland, noch die Stationierung eines hochseetüchtigen Schleppers. Jonathan Wills, Bezirksrat von Shetland, schimpft: „Glaubt der etwa, daß wir hier oben Felsen aus Gummi haben?“ Besonders erbost ist Wills darüber, daß laut Bericht weitere Untersuchungen über Sendegeräte notwendig seien, mit deren Hilfe verirrte Schiffe per Satellit lokalisiert werden können. „Die Geräte kann man in jedem Laden kaufen.“

Bei britischen Umweltschutzorganisationen kommen Donaldson und sein Team etwas besser weg. Der Bericht sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Sian Pullen vom „World Wide Fund for Nature“ (WWF), schränkte jedoch gleich ein: „Adäquaten Schutz kann es nur geben, wenn ökologisch sensible Gebiete zu Verbotszonen erklärt werden.“ Donaldson setzt dagegen auf Freiwilligkeit. So sollen „Risiko-Zonen“ geschaffen werden, in denen Schiffskapitäne zu „besonderer Vorsicht“ ermahnt werden. Außerdem sollen Schiffe besser gekennzeichnet und gründlicher auf ihre Seetüchtigkeit untersucht werden. Altersschwache Kähne, die den Mindestanforderungen nicht genügen, sollen monatlich auf schwarzen Listen angeprangert werden.

Konkretere Schritte sind auch vom britischen Transportminister John Mac Gregor kaum zu erwarten. Der versprach, ernsthaft „in Erwägung zu ziehen, einige der Vorschläge in die Tat umzusetzen und auf ihre internationale Anwendung zu drängen“. Jonathan Wills findet, es sei typisch britisch, um gutes Betragen zu bitten, statt darauf zu bestehen: „Es sind doch die Schurken, hinter denen wir her sind. Vielleicht sollte Lord Donaldson mal bei Windstärke zehn nach Shetland kommen.“ Ralf Sotscheck

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