■ Soundcheck: Melissa Etheridge / Trifft
Heute abend: Melissa Etheridge. „Eines Tages wacht man auf und fühlt sich politisch verantwortlich.“ Dieser Satz stammt nicht etwa von Heinrich Lübke, sondern von Melissa Etheridge. „Die elektrifizierende Lady“, wie sie vollmundig im Presse-Info tituliert wird, ist nämlich aus ihrem unpolitischen Dornröschen-Schlaf erwacht und versucht es seit dem amerikanischen Wahljahr 1992 auch mit inhaltsvoller Kost. Seit ihrem Debutalbum vor fünf Jahren hat sich die Sängerin auch musikalisch weiterentwickelt. Ihr aktuelles Album Yes I Am wurde mit Unterstützung einiger Legenden der Musikbranche aufgenommen: Waddy Wachtel an der Leadgitarre, der auch schon mit Keith Richards tourte, Ian McLagan an der Orgel, der bereits mit den Small Faces berühmt wurde und James Fearnley, der die Pogues am Akkordeon verstärkte. Vor zwei Jahren gastierte sie bereits in der Alsterdorfer Sporthalle, damals noch mit sympatischen Unsicherheitenob der großen Halle. Da darf man heuer gespannt sein, ob die Rock-Röhre aus Kansas inzwischen abgebrühter geworden ist. can
Sporthalle, 20 Uhr
Morgen abend: Trifft. Die unwiderstehliche Nach-ganz-weitvorn-Bewegung. Aus dem Englischen frei übersetzt: Kern-Rock. Bernd Kensickis Gesang prägt eine besondere Hoffnung: Seit dem frühen Morgen Hindernisse umreißen und am Abend doch noch mit Kraftreserevn einschlafen.
Kensicki klingt, als funktioniere Überlegung bei ihm, indem er seine Bedenken zum Einsturz bringt. Die Musik von Trifft faßt seine voluminöse Auffassung von Temperament zusammen: Die wilde Wut, eine mit Härte ausgereizte Songstruktur und ein nie genau zu beschreibendes Etwas, das zum Kampf gegen die ständig hereinbrechende Planlosigkeit antreibt. Trifft gehen davon aus, daß statt zu schlafen eine Art Groove des Gerechten viel mehr neue Energien zuführt. Die Gruppe gewinnt am Sonntag sicher einige schwere Blumentöpfe. Kristof Schreuf
Jugendzentrum Hammer Landstraße 216, 18 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen