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Brutaler Polizeieinsatz

■ SEK-Einheit überfiel autonome Satiriker

Wuppertal (taz) – Die elf Gestalten näherten sich der Wuppertaler Heimstätte des Staatsschützers einschlägig gekleidet: Schlapphüte, Trenchcoats, die Gesichter versteckt hinter dunklen Sonnenbrillen, so zog die Observantengruppe, schwer bewaffnet mit Flugblättern, unter den Augen der Polizei am Freitag abend zum Objekt der Begierde. Ein Stück „autonomes Straßentheater“, eine „Gegenobservation“ mit abruptem Ende. Dafür sorgte eine SEK- Sondertruppe, die die autonomen Schlapphüte vor dem Haus des Wuppertaler Staatsschützers Stürmer gar nicht lustig fand. Auf die „Gegenobservanten“ knüppelte die Staatsmacht derart brutal ein, daß zwei von ihnen noch heute mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus liegen.

Von Satire, so rechtfertigte der Wuppertaler Polizeisprecher Schulte gegenüber der taz den Einsatz, könne keine Rede sein. Nachdem die „Gegenobservanten“ laut skandiert hätten, „Stürmer, wir holen dich“ – die Autonomen bestreiten diese Polizeidarstellung –, sei es an der Polizei gewesen, ein „Stoppzeichen zu setzen“. Der Beamte sei schon wiederholt „bedroht und belästigt“ worden, und die Szene-Zeitschrift Zeitzünder habe zuvor angekündigt, gegen ihn „im privaten Bereich gezielt vorzugehen“. Hochdramatisch hörte sich die Polizeiversion bei Radio NRW an: Die festgenommenen Personen hätten zuvor „gedroht, zwei Polizeibeamte zu ermorden“. Tatsächlich war im Zeitzünder ein „Schnüffler-Aktionstag“ (dokumentiert per Video) angekündigt worden. Eine „Gegenobservation namhafter Staatsschutzschnüffler“ durch „unsere Kräfte in Trenchcoats und in schnellen Zivifahrzeugen“. Weiter hieß es: „Die Nachbarn werden ausgefragt, die EhegattInnen angeworben, die Haustiere entführt und vieles mehr.“ Den so angekündigten „Mordanschlag“ konnte das vermummte SEK-Kommando gerade noch verhindern... W. Jakobs

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