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Nachschlag

■ Ein Witz? Die neue Sommershow des Chamäleon-Varietés

Ein Cola-Automat, flankiert vom unvermeidlichen Treppchen, einer Mattscheibe live sowie von einer Plastikmülltonne, die Marcus Jeroch zuweilen als Pult für Monologe dient. Dieses Einheitsbühnenbild allein mag die Verwechslung mit irgendeinem „führenden Berliner Varieté“ zwar verhindern, mit sich selbst verwechselt sich das Chamäleon in seiner neuen Show jedoch allzuoft. Ein Déjà-vu-Effekt folgt dem nächsten, von Jeroch bis zum KGB schwelgt man gern vor allem in den eigenen Nummern. Aber wie könnte das auch anders sein, in einem Programm, das nicht nur auf ein spezifisches Szenario, sondern auch auf Regie und Conférence verzichtet? Gerade „eine tanzbetonte Mischung aus verschiedenen Disziplinen“, wie sie die hauseigene Werbung hervorhebt, hätte eine kompositorische Disziplin verdient. Also „tanzbetont“. Nun, wenn da überhaupt jemand tanzt, schwingt und schwebt, dann sind es ausgerechnet keine TänzerInnen, sondern eine Luftakrobatin und ein Pantomime, Susanne am Vertikalseil und Mazuda als „Mannequin“. Von puppenhafter, bloß illustrativer Musical-Gestik sind dagegen MiniMax, drei Moskauer Tanzpaare: „Die ultimative Antwort des Chamäleons“, wie zu Recht gedroht wird, „auf den Friedrichstadtpalast“. Da möchte doch der Cola-Automat auf dem Tanzboden vor Freude mithüpfen, technisch simpel, doch absolut perfekt. Mit soviel Know-how würden die Moskowiter glatt den Broadway erobern, wäre dort nicht ein bös-protektionistisches Bühnensyndikat. Nun meidet der New Yorker, man weiß es, den touristischen Broadway-Betrieb, sofern er nicht dort sein Geld verdienen muß. Wir Berliner und unsere Sommergäste aber „haben es gut“, weil „Crazy for You“ nun endlich ans Schiller Theater kommt – doch ist das ein Grund für die Hackeschen Höfe, da noch eins draufzutun? Am einstigen Vaudeville-Varieté der USA gab es einen Komiker mit Namen Rogers. „Immer wenn hier ein Witz gemacht wird“, sagte er in Washington, „wird daraus ein Gesetz – und jedes Gesetz zum Witz.“ Nach diesem Schema scheint das Chamäleon zu verfahren, wenn es den Witz, den Jeroch & KGB zweifellos besitzen, auf dem Programmzettel zur „Idee und Inszenierung“ erklärt. Michael Naether

Bis 7.8., Mi.–So., 20.30 Uhr, Chamäleon, Rosenthaler Straße 40/41.

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