piwik no script img

Berlusconi will auf allen Bildschirmen Regie führen

■ Staatsfernsehen soll gleichgeschaltet werden

Rom (taz) – Erdbeben beim staatlichen Fernsehen Italiens: Nach Vorstößen regierungsnaher Parlamentarier zur Gleichschaltung der „Radiotelevisione Italiana“ (RAI) hat nun Ministerpräsident Berlusconi selbst gesprochen: „In keinem Land der Welt gibt es ein Beispiel, wo das staatliche Fernsehen in seiner Generallinie gegen die Regierung eingestellt ist.“ Ergo muß „die Struktur so gewandelt werden, daß derlei Abnormitäten nicht mehr vorkommen können“. Fürs Ausland, dessen Korrespondenten besorgte Nachfragen stellten, modifizierte er dann: „Ich will kein regierungsfrommes Fernsehen, aber auch kein regierungsfeindliches.“

Der Reigen der Liquidationsvorschläge begann mit einer Idee des neuen Vorsitzenden der parlamentarischen Kontrollkommission für das Fernsehen, Marco Tarradash von der Radikalen Partei: er möchte dem staatlichen Fernsehen grundsätzlich alle Werbeeinschaltungen verbieten und es so nur noch von den Rundfunkgebühren leben lassen. Das würde nicht einmal mehr ein Halbtagsprogramm eines einzigen der drei Kanäle ermöglichen, jedoch alle Anzeigen dem Privatfernsehen zutreiben, das Berlusconi sein eigen nennt. Der Großteil auch der nichtoppositionellen Presse zeigt sich höchst alarmiert, und auch innerhalb der Regierungsallianz regt sich Widerstand. Der Chef der norditalienischen Ligen, Umberto Bossi, hält, „was Einseitigkeit und Verdrehungen angeht“, die Sender Berlusconis für „noch viel schlimmer“ als die RAI.

Staatspräsident Scalfaro hat Berlusconi bereits zum Rapport bestellt – und, so jedenfalls undementierte Indiskretionen, die Entlassung der Regierung angedroht, „sollte es tatsächlich zur Antastung der Unabhängigkeit der Berichterstattung kommen“. rai Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen