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Linkes Kräfteverhältnis verschoben

■ Spaniens Sozialisten verlieren an die „Vereinigte Linke“

In beiden iberischen Staaten erlitten die Regierungsparteien bei der Europawahl vom Sonntag Verluste zugunsten der Opposition. Während jedoch Portugals konservative Sozialdemokraten mit einem blauen Auge davonkamen und lediglich eines ihrer bislang zehn Mandate einbüßten, sahen sich Spaniens Sozialisten erstmals seit 1982 von der Rechten vernichtend geschlagen. Ihr Abstand auf die konservative Volkspartei José Maria Aznars beträgt nahezu zehn Prozentpunkte. Allerdings scheinen die Linkswähler in erster Linie zum grün-kommunistischen Bündnis der Vereinigten Linken (Izquierda Unida) abgewandert zu sein. Zumindest gewann jenes genauso viele Sitze (5) hinzu, wie die Sozialisten verloren. Die rechten Gewinne waren dagegen hauptsächlich dem Verschwinden des Zentrums und verschiedener Außenseiterlisten zu verdanken.

Unter dem Strich verloren beide Linksparteien zusammen weniger als ein Prozent ihrer Stammwählerschaft, die sich seit Ende der siebziger Jahre stabil bei 45 bis 46 Prozent gehalten hatte. Lediglich ihr inneres Kräfteverhältnis hat sich zugunsten radikalerer Positionen verschoben, stehen KP-Chef Julio Anguita und dessen Partner doch den Maastrichter Verträgen ausgesprochen kritisch gegenüber.

Derselbe Trend zeigte sich bei der Regionalwahl in der roten Hochburg Andalusien, wo die Sozialisten ihre absolute Mehrheit verloren und Volkspartei wie Kommunisten ihre Stimmenanteile nahezu verdoppelten. Zumindest in Sevilla steht damit erneut das Modell einer Volksfront der beiden Linksparteien zur Diskussion.

Da die katalanischen Nationalisten als bisherige Bündnispartner der Sozialisten mit einem Mandatsgewinn ebenfalls gestärkt aus der Europawahl hervorgingen, sieht Ministerpräsident Felipe González vorerst keinen Anlaß zu einer Änderung seiner Politik auf nationaler Ebene. Opposition und Presse erneuerten aufgrund der Wahlergebnisse allerdings die Forderung nach einer Vertrauensabstimmung im Madrider Parlament. Ob es dazu kommt, dürfte sich erst nach der Rückkehr von Regierungschef und König vom ibero- amerikanischen Gipfeltreffen im kolumbianischen Cartagena klären. Weder Katalanen noch Sozialisten zeigen sich daran interessiert. Vorzeitige Neuwahlen im kommenden Herbst werden ohnehin von allen Beteiligten weitgehend ausgeschlossen. Alexander Gschwind, Madrid

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