Neuer Mumm

■ Die Musikerinitiative JazzHaus stellt sich mit einem viertägigen Festival vor

Trotz JazzWelle Plus, Jazzport und Jazzstudium an der Musikhochschule galt Hamburg, was die lokale Musikerszene betrifft, lange Zeit als Ödland. Zwar entwickelte sich mit der Jazzfloor-Szene um Mojo-Club und Soulciety auch eine jazzbeeinflußte Musikerschar, aber deren Interesse galt doch stets erst dem Funk und dann dem Jazz. Außerhalb des jazzpuristischen Ghettos des Birdland waren Konzerte mit Hamburger Jazzmusikern höchstens Findlinge.

Doch auf leisen Sohlen hat sich trotzdem etwas getan. Aus dem Kreis des Studiengangs Jazz ist inzwischen eine ganze Musiker-Generation hervorgegangen, die aus den alten Refugien herausdrängt. Die jungen Musiker komponieren und musizieren mit einer unermüdlichen Konsequenz und Produktivität, die allerdings kaum Beachtung erfährt.

Jetzt gehen die Jazzaktivisten in die Offensive. JazzHaus heißt die Initiative, die vergangenen Monat von Musikern aus verschiedenen Formationen gegründet wurde. „Wir wollen endlich die Vertretung unserer Interessen gegenüber dem Staat, den Veranstaltern, den Sponsoren und der Gewerkschaft selbst in die Hand nehen“, gibt sich Dirk Bleese, Pianist und JazzHaus-Initiator kämpferisch.

Mit einem viertägigen Festival, bei dem 14 Hamburger Jazzcombos auftreten, will der Musikerverein sich eine breite Öffentlichkeit organisieren. Mit dabei sind Formationen wie das Jonas Schoen Sextett, The String Thing, das Hamburger Jazz Orchestra und das Buggy Braune Quartett.

„Das Selbstbewußtsein der Hamburger Jazz-Musiker ist sehr gering“, begründet Dirk Bleese den späten Schritt der Organisation. Im Süden der Republik wird die Berufsbezeichnung „Jazzmusiker“ nicht wie hier mit einem leichten Schmunzeln quittiert. „Dort genießen Jazzmusiker Respekt. Hier werde ich nur gefragt: Was machst du damit?“

Einer der Schuldigen für das fehlende Selbstbewußtsein soll der Hamburger Senat sein. „Es ist eine bodenlose Unverschämtheit, daß bestimmte Kunstrichtungen mit Millionen subventioniert, während andere ignoriert werden“, regt sich Pianist Buggy Braune auf. Lediglich mit einer kleinen Summe wurde das 1. JazzHaus Festival von der Kulturbehörde gefördert.

Nikos Theodorakopulos

15.-18.6., Mon Marthe, 21 Uhr