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Unterm Strich

Und sie bewegt sich doch! Die ev. Kirche nämlich, oder wenigstens die Synode. Christenmenschen, die Flüchtlingen Asyl gewähren wollen, um sie – beispielsweise – vor der Abschiebung zu retten, können dies ab sofort mit offizieller Duldung und Unterstützung der evangelischen Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen tun. Des weiteren beschlossen die 98 Abgeordneten der 12. Synode am Sonntag in Magedeburg, bei den Behörden für ein Bleiberecht für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Krisengebieten wie Angola, Sudan, Armenien und die östliche Türkei einzutreten. Kleiner innerdeutscher Seitenausleger: Pfarrer und Mitarbeiter im Ruhestand sollen nach dem Willen der Synode nicht auf Stasimitarbeit geprüft werden. – Kein Wort allerdings darüber, wie mit ex-geheimdienstlichen, sämtliche Ruhestandsaltersgrenzen seit Jahren aufs vitalste verspottenden Literaturkritikern verfahren werden soll. Auch die FAZ vom Montag hilft in dieser Frage kaum weiter. Parallel zum Spiegel-Interview überraschte sie mit einer wohlportionierten, wohlplazierten, weitestgehend autorlosen Meldung, derzufolge „der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki“ in einem Interview mit dem Spiegel bestätigt habe, „Ende der vierziger Jahre hauptamtlicher Mitarbeiter des polnischen Geheimdiensts gewesen zu sein“. Aber Moment mal, fragt man sich da: „Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki“? Könnten wir den u. U. kennen? Ist das nicht derjenige, welcher u. a. für diese Frankfurter Tageszeitung, wie heißt sie noch gleich, FAZ etc. pp., glaube ich, den ein oder anderen Artikel..., der also nicht nur mit seinem Namen der dortigen Redaktion durchaus bekannt sein dürfte und insofern – q.e.d...? Aber nein, das ist schon viel zu bös' gedacht. Versachlichen, immer versachlichen! In Frankfurt versteht man sich einfach noch auf die gute alte Trennung zwischen Nachricht und Kommentar.

Man weiß ja auch nie, wo das sogenannte Spezialwissen wirklich hinführt. Aus Köln etwa wird vermeldet, daß bei einer Auktion am Wochenende ein chinesisches Schnupftabakfläschchen im Schätzwert von 500 Mark auf 238.000 hochgesteigert wurde. Nach Einschätzung der Expertin Roswitha Pollack vom Kunsthaus Lempertz in Köln verfügten die beiden Hochbieter über „Spezialwissen“. Am Inhalt des Fläschchens kann es nämlich nicht gelegen haben.

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