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Bremer Verleger gehen auf Sendung

■ „Weser-Kurier“ und „Nordseezeitung“ planen eigenes Fernsehprogramm: Die „Kabelzeitung“

Bremens große Zeitungsverlage steigen nun auch in die elektronischen Medien ein. Die Verlagshäuser von „Weser-Kurier“ und „Bremer Nachrichten“ wollen zusammen mit dem Verleger der „Nordsee-Zeitung“ aus Bremerhaven im Bremer Kabelnetz eine „Kabelzeitung“ aufziehen. Die Landesmedienanstalt berät auf ihrer heutigen Sitzung über die Ausschreibung eines Kabelkanals. Es gilt als sicher, daß dieser Kanal ausgeschrieben wird und als wahrscheinlich, daß nach einem Monat Bewerbungsfrist die „Deutsche Kabelzeitunggesellschaft“ (DKZ) den Zuschlag erhält. Dieses Projekt vom Verlag der „Nordseezeitung“ und der „Bremer Tageszeitungen AG“, Herausgeber von „Weserkurier“ und „Bremer Nachrichten“, ist der Einstieg in eine elektronische Zukunft der Druckhäuser, an deren Ende ein privates lokales Fernsehprogramm für Bremen stehen könnte.

Nach der Planung der Verlage halten die beiden Verlagshäuser je etwa 25 Prozent der Anteile an der DKZ, den Rest teilen sich niederländische Verlage und Enmergieunternehmen. Aus den Niederlanden kommt auch die Idee einer „Kabelzeitung“: Ähnlich wie beim Videotext soll auf einem Kabelkanal dem Zuschauer ein serviceorientiertes Programm mit lokalen Nachrichten geboten werden. „Wenig politische Nachrichten, dafür Veranstaltungstips, Jobangebote des Arbeitsamtes oder Verkehrshinweise“, beschreibt Tom Ditzen-Blanke, Geschäftsführer beim Verlag der „Nordsee-Zeitung“ das Konzept.

Das Angebot soll aus Standbildern und Texten bestehen, die, von Werbeblöcken unterbrochen, laufend aktualisiert werden und sich rund um die Uhr in einer Endlosschleife wiederholen. Das Millionenprojekt „Kabelzeitung“ soll etwa 12 RedaktuerInnen und Bürokräften einen Arbeitsplatz bieten. Für den Sendebetrieb, der so schnell wie möglich aufgenommen werden soll, sucht die DKZ zur Zeit Personal. In einer Stellenanzeige im „Weser-Kurier“ vom vergangenen Samstag warb die Gesellschaft um „flexible Alleskönner mit Phantasie und Engagement“ – noch bevor die DKZ überhaupt gegründet war oder die Landesmedienanstalt den Antrag auf Kanalzuteilung behandelt hatte.

Die beiden Verlagshäuser mit ihren drei Tageszeitungen halten im Land Bremen das Monopol im Zeitungsgeschäft. Mit dem Schritt ins Kabelnetz wird die DKZ zuerst 65 Prozent der Bremer Haushalte erreichen. „Fernsehen ist zwar immer mit Anfangsverlusten verbunden, aber das Risiko für dieses Projekt erscheint mir beherrschbar“, meint Wolfgang Schneider, Direktor der Bremer Landesmedienanstalt. Wirtschaftlich richtig interessant wird das Projekt aber erst, wenn es nach einigen Jahren Probelauf als „Kabelzeitung“ auf ein privates Lokalfernsehprogramm hinausläuft. Mit einer terrestrischen Frequenz erreicht ein Sender aus Bremen nämlich über eine Mio.ZuschauerInnen.

Das ergäbe ein Publikum für einen lukrativen Werbekuchen. Die Landesmedienanstalt vergibt die terrestrischen Frequenzen nur begrenzt- zwischen zwei und zehn Jahren, meint Schneider. Derzeit laufen in anderen deutschen Städten wie Berlin oder Nürnberg Versuche mit lokalen TV-Sendern. „Es wird sich zeigen, ob das sich rechnet“, meint Schneider. Wenn dem so ist, hätte in ein paar Jahren die DKZ als bereits bestehender lokaler Anbieter gute Chancen auf eine Frequenz. „Alles Zukunftsmusik“, wiegelt Tom Ditzen-Blanke da ab. Aber nachgedacht habe er darüber natürlich auch schon. bpo

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