piwik no script img

Bosnische Offensive

■ Waffenstillstand offenbar beendet

Sarajevo (dpa/taz) – Der Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina nähret sich offenbar seinem vorzeitigen Ende. „Die Serben haben die Waffenruhe auch nicht beachtet“, begründete der Kommandant der bosnischen Armee, Rasim Delić, gestern in der Zagreber Tageszeitung Večernji List die Offensive seiner Truppen am Wochenende. Nach UNO-Angaben erzielten Delićs Soldaten im schwerumkämpften Städtedreieck Maglaj–Doboj–Tesanj „bedeutende Geländegewinne“. Im UN- Hauptquartier in Zagreb hieß es gar, die Serben bereiteten eine großangelegte Evakuierung von Soldaten und Zivilisten vor.

Nach Einschätzung der UN ist es den vereinten bosnisch-kroatischen Truppen gelungen, durch einen gewaltigen Materialeinsatz die Hauptversorgungsroute zum von der Regierung in Sarajevo kontrollierten Zentralbosnien freizukämpfen. In Zagreb hieß es, die UN-Beobachter hätten allein am Samstag über 1.700 Detonationen meist schwerer Artilleriegranaten in diesem Gebiet registriert. Am Samstag abend hatten erstmals serbische Militärs im Fernsehen zugegeben, daß ihre Truppen „große Verluste“ erlitten hätten. Zahlen wurden jedoch nicht genannt.

Derweil kamen die von der UNO für Samstag anberaumten Verhandlungen über die ständigen Verstöße gegen die erst seit zwei Wochen geltende Feuerpause nicht zustande. Die bosnische Regierung lehnte die Einladung auf den Flughafen von Sarajevo ab. Zuvor hatten Vertreter der serbischen Seite erklärt, sie seien zwar zu Gesprächen bereit, könnten aber ihren Befehlshaber General Ratko Mladić nicht erreichen. Der UNO-Sonderbeauftragte für das ehemalige Jugoslawien, Yasushi Akashi, äußerte daraufhin die Hoffnung, daß die Begegnung einen Tag später nachgeholt werden könne. Bis Redaktionsschluß kam allerdings keine Begegnung zustande.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen