piwik no script img

„LaMa“ bald voller Kinder

■ Spekulant stößt verrottete Gebäude im Karoviertel ab / „Kinderhaus Sternipark“ plant Abriß und Neuaufbau Von Kai von Appen

Das „Kinderhaus Sternipark“ hat vom Spekulanten Nikolai Rabels die beiden Hausruinen Markt-/Laeiszstraße – kurz „LaMa“ genannt – gekauft, um dort eine Kindertagesstätte zu errichten. Sternipark-Sprecherin Susanne Adolph: „Es ist vertraglich vereinbart worden, über den Preis nicht zu reden.“ Nach taz-Informationen handelt es sich bei dem Deal um ein Schnäppchen. Eine Mark? Adolph: „Über eine Mark.“

Damit wird der skandalöse vierjährige Wohnraumleerstand demnächst wohl ein Ende haben. Der Verein möchte die verrotteten Gebäude abreißen und das Vorderhaus Laeiszstraße wieder aufbauen. Dabei will man möglichst die Fassade erhalten, damit der Charakter des Viertels nicht zerstört wird. Nach den derzeitigen Plänen soll in dem Komplex eine Tagesstätte für 84 Kinder entstehen, für die Obergeschosse sind zudem vier bis fünf Sozialwohnungen vorgesehen.

Zwei Jahre hatte der Verein, der bereits drei Kinderhäuser in Altona und Eimsbüttel betreibt, nach einem geeigneten Standort für einen Kinderladen im Karolinenviertel gesucht. Adolph: „Die gemischte soziale Zusammensetzung und der hohe Ausländeranteil des Stadtteils machen einen multikulturellen Erziehungsansatz erforderlich.“ Der Verein hat sich nämlich auf seine Fahnen geschrieben, „Jungen und Mädchen aus verschiedenen Nationen“ das miteinander Leben, Spielen und voneinander Lernen zu ermöglichen. Überdies besteht im Sanierungsgebiet Karoviertel ein großer Bedarf an „Kitaplätzen“. In ganz St. Pauli suchen laut „Sternipark“ Eltern von 400 Kids eine tägliche Bleibe für ihren Nachwuchs. Daher hofft der Verein, daß das Bezirksamt Mitte - wie in Sanierungsgebieten nötig - den Deal billigt.

Um die Lama-Häuser hatte es – wie berichtet – in den vergangenen Jahren immer wieder Auseinandersetzungen gegeben. Rabels hatte die maroden Gebäude Ende der 80er Jahre gekauft. Zunächst versuchte er, die MieterInnen mit Psychoterror aus den Häusern zu vertreiben und die Wohnungen neu zu vermieten. Im Frühjahr 1990 wurden die Bewohner dann von der Polizei zwangsgeräumt, weil angeblich die Sanierung beginnen sollte.

Doch es tat sich nichts: Rabels machte keinerlei Anstalten, den dringend benötigten Wohnraum wieder herzurichten, sondern ließ die Häuser verrotten, bis sie nicht mehr instandsetzungsfähig waren. Trotz mehrfacher Aufforderungen des Bezirksamtes verschleppte der Makler das Bauvorhaben aus finanziellen Gründen. Denn durch die baurechtlichen Vorgaben und den Zwang zur Entkernung hätte Rabels die beiden Häuser zwar abreißen müssen, aber nur auf dem Terrain Laeiszstraße wieder einen Neubau errichten dürfen. Aber das hätte keinen Profit gebracht. „Rabels hat offenkundig erkannt, daß er hier nicht weiterkommt. Das hätte er schon vor drei Jahren haben können“, kommentiert Michael Herrmann von der Baugenossenschaft Lerchenhof den Verkauf. Herrmann wollte die Häuser 1990 für ein Wohnprojekt erwerben.

Makler Rabels war gestern für die taz nicht zu erreichen – es lief nur der Anrufbeantworter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen