: Weitsprung ja, Dauerlauf nein
■ Ozon: Schwindel, trockener Hals,vermiester Sommer? Broschüre gibt Empfehlungen
Ihnen ist schwindlig, Sie haben einen trockenen Hals? Dann bleiben Sie halt stehen, hören Sie? Stehenbleiben! Wenn Sie gehen, gar laufen, dann atmen Sie mehr. Und je mehr Sie atmen, umso mehr Ozon nehmen Sie auf. Sie wissen doch, dieses unsichtbare Zeugs, das noch nicht mal wasserlöslich ist und deshalb bis in die tiefsten Lungenabschnitte vordingt.
Mal halblang, beruhigt uns nun die Gesundheitsbehörde in ihrer neuen Broschüre „Ozon und Sport“: Am Sonntag zum Beispiel schwirrten zwar in jedem Kubikmeter Luft 127 Millionstel Gramm Ozon herum, und ab 120 Millionstel Gramm zeigt das Ozon eine „biologische Wirkung“ beim Menschen, doch damit sei man weit entfernt von dem wirklich problematischen Wert von 360 Millionstel Gramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Und solch hohe Werte seien in Bremen unwahrscheinlich. Bei solch hoher Ozon-Konzentration wird der gesamten Bevölkerung empfohlen, anstengende körperliche Tätigkeiten im Freien zu vermeiden.
In Bremen wahrscheinlicher sind Ozon-Konzentrationen von 180 Millionstel Gramm pro Kubikmeter. Damit rechnet die Behörde an maximal zehn Tagen pro Jahr. Dann wird über Radio und Fernsehen der besonders ozon-empfindliche Bevölkerungsanteil gewarnt. Besonders empfindlich reagieren etwa zehn Prozent der Bevölkerung auf Ozon. Dazu gehören auch Kinder, die wegen ihres intensiveren Stoffwechsels mehr atmen und daher mehr Ozon aufnehmen als Erwachsene.
Wie schützt man sich nun, wenn die Wetterlage mit viel Sonne und Hitze eine erhöhte Ozon-Werte erwartenläßt: Sport nur am Vormittag, rät die Gesundheitsbehörde. Die vom morgendlichen Autoverkehr ausgestoßenen Auspuffgase brauchen nämlich mehrere Stunden, um sich unter Sonneneinstrahlung zum berüchtigten Ozon zusammenzurotten. Ist die Verlegung des Sports in die Morgenstunden nicht möglich, sollten zum Beispiel SchülerInnen in der Turnhalle herumtoben – dort beträgt die Ozon-Konzentration höchstens 25 Prozent der Außenluft-Konzentration.
Völlig problemlos allerdings kann man draußen Geschicklichkeitsspiele machen, hoch- und weitspringen sowie werfen – dabei wird die Atmung nämlich nur für kurze Zeit intensiviert.
Und so werden die Bremer Schulen wohl keine Entschuldigungsschreiben solcherart akzeptieren: „Meine Tochter kann wegen der erhöhten Ozon-Werte nicht am Sportunterricht teilnehmen.“ Is nicht, sagt die Gesundheitssenatorin. Bei besonders empfindlichen SchülerInnen allerdings sollten die LehrerInnen flexibel reagieren.
Ins Haus zu gehen, wenn die Sonne zu doll scheint und die Autos zu viel fahren, das kann natürlich keine Lösung sein. Das weiß die Gesundheitssenatorin auch und sagt deshalb am Ende ihrer Broschüre deutlich, daß letztendlich die Vorläufersubstanzen des Ozons reduziert werden müssen – und damit der Verkehr. cis
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