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■ Das PortraitBernard Tapie

Seit Tagen wurde seine Pariser Villa heimlich überwacht. Gestern morgen griff die Polizei zu: Der französische Politiker, Unternehmer und Fußball-Funktionär Bernard Tapie wurde festgenommen und wenig später unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen den Abgeordneten der Linkspartei „Mouvement des Radicaux de Gauche“ wird nun wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung ermittelt. Der 51jährige soll seine Yacht als Geschäftsschiff angemeldet haben, um so Steuern in Millionenhöhe zu hinterziehen.

Die Festnahme Tapies, die erst wenige Stunden zuvor durch die Aufhebung seiner Immunität möglich geworden war, ist der „Höhepunkt“ einer Karriere, die Ende der 60er Jahre mit dem Verkauf von Fernsehapparaten begann. Nach dem Kauf seiner ersten eigenen Firma 1978, einer Papierfabrik, machte sich der Selfmademan einen Namen als „Sanierungskünstler“: Zu Spottpreisen kaufte er Firmen, die er nach der Sanierung mit Gewinn wieder veräußerte. Die Liste seiner Unternehmen liest sich wie ein Gemischtwarenhandel: High- Tech-Firmen, Reformhausketten, Unternehmen mit Mode- und Sportartikeln.

Politischer Geschäftemacher Foto: Sipa

Nach jahrzehntelangem Aufstieg führten die Geschäfte mit dem deutschen Sportartikel-Hersteller adidas zur ersten großen Niederlage des Spekulanten: Bereits kurz nachdem er sich 1990 mit 600 Millionen Mark in das angeschlagene Unternehmen eingekauft hatte, mußte er wegen finanzieller Schwierigkeiten Teile seiner Holding abstoßen und 1993 schließlich alle adidas-Anteile verkaufen. Im gleichen Jahr geriet Tapie auch als Präsident des Fußballklubs Olympic Marseille ins Abseits: Um seinem Klub die fünfte Meisterschaft in Folge zu sichern, soll er das Spiel gegen Valenciennes gekauft haben.

Tapie ist nicht nur „Dauergast bei Untersuchungsrichtern“ (Le Monde), sondern auch Ziehkind von Staatschef François Mitterrand, der mit seiner Hilfe den Sozialisten Michel Rocard stoppen will. Dieses Ziel hat Tapie auch erreicht. Mit seinen Attacken gegen Abgeordnetenkollegen („viele Lumpen“) und Forderungen wie, die Arbeitslosigkeit als gesetzwidrig erklären zu lassen, ging er bei den Europawahlen erfolgreich auf Stimmenfang. Mit seiner neugegründeten Partei gewann er über zwölf Prozent der Stimmen. Wenn er am 19. Juli als Abgeordneter im Europaparlament Platz nimmt, genießt er erneut Schutz vor Strafverfolgung. Barbara Baltsch

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