Auf großer Butterfahrt

■ „Törn To Form“: Eine kleine Schau mit ausgreifenden Design-Ideen im Café Sand

Wenn nun aber die Butter sommers traurig vor sich hinschmilzt, wenn sie in ihrer Butterdose hin- und herschwappt – ist das noch Kultur? Fragt sich Frank Evain, einer der angehenden „Systemberater“, die gerade ihren Weiterbildungskurs im Designlabor Bremerhaven absolviert haben. Darin hat Evain sich u.a. des Butterproblems angenommen: Sein Entwurf zielt auf eine „sanfte, anarchische Frühstückskultur“. Die Lösung: ein tönernes „Buttermöbel“, thermodynamisch auf die Butter und ihren Schmelzprozeß einwirkend, das zudem durch seine windschiefen Formen die Frühstücksgesellschaft bezaubern möge. Vorerst ist das phantastische Stück freilich nur in Bild und Text zu erleben: Die „SystemberaterInnen“ stellen derzeit elf ihrer Projekte in einer kleinen Ausstellung im Café Sand zur Schau, Titel: „Törn To Form“.

18 Monate lang schipperten die BeraterInnen auf dem Fortbildungs-Törn in Bremerhaven. Unter anderem, um die Wunderwelt des computergestützten Grafikdesigns auszuloten. Möglichst, ohne sich darin selbst zu verlieren: Eine der wichtigsten Aufgaben der Designerin sei es heute doch, „daß die Dinge wieder sinnlich wahrnehmbar gemacht werden müssen“, sagt Dozentin Heide Kops. Genau davon ist in der Selbstdarstellung der DesignerInnen wenig zu spüren.

Denn die spielerschen und oft herzhaft frischen Designideen, zwischen Butterbüchse und Nahverkehrsystem umherstreunend, werden hier allein in Form von Stellwänden vermittelt. Computer-designed, wie die OrganisatorInnen versichern: Es schwirren die Text- und Bildbausteine schön bunt und luftig über die Tafeln, daß es eine Augenweide ist für die Café-Sand-BesucherInnen. Eine Ahnung dessen, was dahintersteckt – an Ideen, an Entwicklungsarbeit – dürften sienur bei wenigen Projekten bekommen. Selbst so anschauliche Produkte wie Evains Butterdose verlieren hier ihre feste Form: Sie wabert als konturlose Masse über die Stellwände, in flirrenden Linien und Farben. Diese Form der Präsentation soll womöglich anzeigen, daß eben alles noch im Fluß sei, daß es erstmal ums Experimentieren und nicht ums marktgerechte Produzieren gehe. Tatsächlich erzählt diese Schau eher von den Schwierigkeiten der DesignerInnen, sich nicht immer wieder in den unendlich schicken Möglichkeiten der Computergrafik zu verzetteln.

Am Ende soll ein Textblatt helfen und erläutern; dieses ergeht sich aber lieber im ätherischen Jargon der Branche: „In ihrer Auseinandersetzung mit dem synthetischen Raum gehen Halina und Wilfred erste Schritte in einer neue Bilderwelt“ – da haben sie noch einen langen Törn vor sich. (bis 15.7.)Thomas Wolff