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Unterm Strich

Felix Austria: Während man hierzulande immer noch über Schloßattrappen streitet, erhält Wien ein neues bombastisches „Museumsquartier“, das zu Beginn kommenden Jahres in der Innenstadt auf dem alten Messegelände entstehen wird. Eine breite Parlamentsmehrheit hat inzwischen die Weichen im Wissenschaftsausschuß gestellt. Der endgültige Beschluß vor der Sommerpause wird nur noch als Formsache bezeichnet. „Ein österreichisches Centre Pompidou“, hat Wiens Bürgermeister Helmut Zilk die Meßlatte hoch angelegt. Der Sprecher der mitregierenden konservativen Volkspartei (ÖVP), Christian Brünner, spricht von einer „Großtat für Österreich“. Mitten im Zentrum sollen zwei Museen für moderne Kunst, eine Kunst- und Veranstaltungshalle sowie ein als Leseturm bezeichneter futuristischer Bau entstehen. Kernstück der neuen Kunstzeile ist das Museum Leopold. Es wird die berühmte Privatsammlung des Österreichers Rudolf Leopold beherbergen, deren Kauf durch den Staat beschlossen wurde. Sie umfaßt über 5.000 Exponate, darunter die wichtigsten Werke des österreichischen Expressionismus. Auch französische Impressionisten und Kunst aus Afrika, Asien und Ozeanien sind zu bewundern. Zwei Gutachten haben den Wert der Sammlung auf 930 Millionen Mark beziehungsweise 1,1 Milliarden Mark beziffert. Rudolf Leopold erhält dafür jedoch „nur“ 314 Millionen Mark. Im Gegenzug errichtet der Staat das gut 100 Millionen Mark teure Leopold-Museum (ein Verfahren, das sich durchzusetzen scheint, man denke etwa an die Kölner Deals). Künstlerischer Direktor wird der Sammler. Ende 1997 soll der Bau fertiggestellt sein. Die österreichische Hauptstadt will jedoch noch höher hinaus, um auf Dauer einen Spitzenplatz in der europäischen Museenlandschaft zu erobern. Mit dem Guggenheim- Museum in New York laufen zur Zeit Verhandlungen über eine Dependance in Wien.

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