■ Tour d'Europe: Gesundheit!
Für längere Auslandsfahrten stellt sich dem Krankenschein- (neuerdings Chip-)gewohnten Bundesbürger die Frage: Medizinen mitnehmen oder auf die Pharmazie vor Ort vertrauen?
Mit allen westeuropäischen, jedoch keineswegs allen neu entstandenen osteuropäischen Ländern und schon gar nicht mit der Dritten Welt hält die Bundesrepublik bilaterale Verträge zur gegenseitigen Hilfe im akuten Krankheitsfall: die Behandlung ist dann in der Regel kostenlos, mitunter gegen Quittung, mitunter auch ohne. Sie endet aber mit der Beseitigung des unmittelbaren Krankheitsanlasses: Was auf die Rückkehr in die Heimat verschiebbar ist, behandeln die meisten Notfallärzte nicht – oder nur gegen Bares.
Versicherungsnehmer können sich in der Regel bei ihrer Krankenkasse einen internationalen Krankenschein ausstellen lassen; damit kann man dann alles, was während eines Auslandsaufenthaltes anfällt, kurieren lassen, vom Hühnerauge bis zum Zahnschmerz, ja sich sogar Insulin besorgen, wenn man die letzten beiden Phiolen zerbrochen hat.
Das Hauptproblem bei Krankheit im Ausland ist natürlich die Sprache – „Da aua“ genügt meist nicht, und schon gar nicht hinsichtlich der Einnahmevorschriften von Medizinen. Hat man im Hotel oder der Nachbarschaft niemanden, der gut übersetzen kann, kann daraus schon mal eine Tragödie werden – man hat die Medizin und weiß nicht, wie man sie nimmt. Das Problem steigert sich noch wenn man nicht einmal die Schrift lesen kann, in Griechenland zum Beispiel oder in Staaten mit kyrillischen Buchstaben.
Viele Auslandsreisende nehmen daher eine Art Hausapotheke mit: von Kopfschmerztabletten bis zu Blutdrucksenkern oder -hebern, krampflösenden Zäpfchen und Halspastillen wird alles in den Koffer gepackt.
Doch auch das ist nicht immer der rechte Weg zur garantierten Urlaubsgesundheit: Viele Medikamente, die zu Hause sicher helfen, tun dies unter klimatisch veränderten Umständen und auch im Zusammenhang mit einem ungewohnten Speisezettel ganz und gar nicht. Alkohol, im Urlaub traditionell mehr eingegossen als zu Hause, kann die Wirkung eines Medikaments in sein Gegenteil verwandeln; Blutdruck ändert sich mit der Höhenlage von selbst beträchtlich, so daß der gewohnte „Heber“ plötzlich einen gefährlichen Hochdruck erzeugt.
In manchen Ländern geben Apotheker großzügig Medikamente aus, die bei uns verschreibungspflichtig sind, und das oft auch noch zu niedrigen Preisen. Da ist besondere Vorsicht geboten: Häufig ist auf der Packung – die ansonsten der unsrigen sehr ähnlich ist – kaum sichtbar noch ein „plus“ oder eine „2“ aufgedruckt, was bedeutet, daß noch weitere Wirkstoffe darin enthalten sind (etwa Antibiotika oder Cortison).W.R.
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