Jupiter im Kometen-Hagel

■ Nachdem erste Trümmer des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter einschlugen, registrierten Weltraumteleskope allerorten einen riesigen Lichtblitz

Berlin/Garching (AP/dpa/taz) – Mit einer gigantischen Explosion hat in der Nacht zum Sonntag die Serie von Einschlägen des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter begonnen: Beim Zusammenprall des ersten Fragments mit der Atmosphäre des Planeten bildete sich ein Feuerball mit einem Durchmesser von fast 2.000 Kilometern. In der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching sprach der Astronom Richard West von einem „Jahrhundertereignis“.

Zwar ereignete sich der Aufschlag auf der Rückseite des Planeten, doch war die Einschlagstelle etwa 15 Minuten später auszumachen, da sie sich wegen der Rotation des Planeten dann der Erde zuwandte. Die Wolke, die dem Einschlag folgte, stieg weit über den Jupiter-Horizont und konnte von den Sternwarten in aller Welt registriert werden.

Das Weltraumteleskop Hubble, das 239 Millionen Kilometer vom Jupiter entfernt ist, sandte wenig später Bilder von dem riesigen Lichtblitz auf die Erde. Die Einschlagstelle selbst ist als riesengroßer schwarzer Fleck auf dem Planeten zu sehen, dessen Ausmaß in etwa auf die Hälfte des Erdumfangs geschätzt wurde. Hal Weaver vom Space Telescope Science Institute in Baltimore erklärte, die Wucht des Einschlags habe der Explosion von mindestens 200.000 Megatonnen des Sprengstoffes TNT entsprochen.

Nach dem Absturz der ersten beiden von insgesamt 21 Kometen- Trümmern auf den Jupiter ist es am Sonntag morgen zu zwei weiteren Einschlägen gekommen. Die Lichtblitze waren noch eine Stunde nach dem Ereignis zu sehen und strahlten heller als die Südpolarkappe des Planeten. Sämtliche beteiligten Wissenschaftler waren „hoch erfreut“, da alle Einschläge in die Jupiteratmosphäre beobachtet und fotografiert werden konnten. Die in den nächsten Tagen erwarteten weiteren Einschläge werden noch heftigere Explosionen auslösen, da es sich um größere Fragmente des Kometen handelt. Insgesamt werden 21 Trümmer – der größte mit einem Durchmesser von etwa vier Kilometern – auf den Jupiter niedergehen. Für die Erde hatten die Forscher schon im Vorfeld Entwarnung gegeben: Der Menschheit drohen durch das himmlische Spektakel, das noch bis kommenden Freitag 770 Millionen Kilometer entfernt im Weltall stattfindet, keinerlei Gefahren. Flutkatastrophen und Klimaveränderungen, wie sie von der „Starastrologin“ des Fernsehsenders Sat.1, Martha Röhl, angekündigt wurden, gehören in das Reich der Panikmache. Und auch die von ihr vorhergesagten Computerabstürze, die die Produktion einer tageszeitung gehörig ins Rütteln bringen würden, sind bisher ausgeblieben. Wolfgang Löhr

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