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Europa bietet Taslima Nasrin politisches Asyl an

Bonn (dpa/taz) – Bundesaußenminister Klaus Kinkel bietet der Schriftstellerin Taslima Nasrin die Einreise nach Deutschland an. Damit läßt er den Absichtserklärungen gegenüber dem Schriftsteller Martin Walser erste Taten folgen. Walser hatte Kinkel in der taz vom letzten Samstag aufgefordert, Taslima Nasrin politisches Asyl anzubieten.

Gestern hat Kinkel den Botschafter Bangladeschs in Bonn, A.H. Mahmud Ali, einbestellt, um dabei „die deutschen Sorgen um die von islamischen Fundamentalisten mit dem Tode bedrohte Schriftstellerin Taslima Nasrin“ zum Ausdruck zu bringen. In einem Brief an Martin Walser erklärte Kinkel weiter, er habe die deutsche Botschaft in Dhaka angewiesen, „sich nachdrücklich um die Angelegenheit von Frau Nasrin zu kümmern und ihr, falls sie es wünscht, ein Visum auszustellen“.

Zuvor hatte Kinkel, derzeit Präsident des Ministerrats der EU, in Brüssel bereits eine gemeinsame europäische Demarche angeregt. Die Außenminister der Europäischen Union beschlossen dort bei ihrer Sitzung am Montag abend, „an die Regierung von Bangladesch zu appellieren, alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Frau Nasrin zu ergreifen und ihr zu gestatten, das Land zu verlassen, sofern sie dies wünscht. Frau Nasrin ist selbstverständlich in Deutschland, aber auch in jedem anderen Land der Europäischen Union, das sie zu besuchen wünscht, willkommen.“ Die Botschafter der EU-Mitgliedsstaaten werden zum Schutz von Frau Nasrin gemeinsam bei der Regierung in Dhaka vorstellig werden.

Der Verlag Pengouin India will zunächst davon absehen, zwei Bände mit Gedichten und Kurzgeschichten Taslima Nasrins in englischer Sprache herauszugeben. Die Bücher sollten ursprünglich noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Wie eine Vertreterin des Verlags in Neu-Delhi, Renuka Chowdhury, gegenüber der taz sagte, befürchtet der Verlag, daß eine Veröffentlichung in Indien zum gegenwärtigen Zeitpunkt Wasser auf die Mühlen der islamischen Fundamentalisten in Bangladesch bedeuten könnte. Der Verlag wolle Frau Nasrins Situation nicht noch verschlimmern. Ihre Gegner haben Taslima Nasrin bereits vorgeworfen, ihren Roman „Lajja“, der in bangalischer Sprache geschrieben und in Bangladesch verboten ist, in Indien veröffentlicht zu haben. In Indien wird Nasrins Kritik der Greueltaten islamistischer Fanatiker an der hinduistischen Bevölkerung während des Aufruhrs um die Ayodhya-Moschee im Dezember 1992 von der rechtsgerichteten Hindu-Partei BJP politisch instrumentalisiert.

Die Kampagne der taz und 20 weiterer europäischer Zeitungen wird heute mit einem Brief des französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy fortgesetzt. Jörg Lau Seiten 9 und 13

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