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Überfall auf Gedenkstätte Buchenwald war geplant

■ Thüringer Verfassungsschutz war über Skinhead-Tour informiert, streitet dies aber ab / Auch die Geraer Polizei hüllt sich beim Tathergang in Schweigen

Berlin (taz/dpa) – Der Verfassungsschutz gehöre abgeschafft, sagt der innenpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen in Thüringen. Ralf Päsler bekommt Argumentationshilfe von ungewöhnlicher Seite. Der Thüringer Verfassungsschutz hat bei dem Überfall auf die Gedenkstätte Buchenwald am letzten Samstag gepennt. Im Bus saß die einschlägig bekannte Skinband „Oithanasie“. Vier Mitglieder im Alter zwischen 20 und 30 Jahren zählt die Combo. Seit Anfang 1993 singen sie vom Vaterland, davon, daß sie „treu im Kampf stehen“, denn „die Uhr schlägt 5 vor 12 für die deutsche Kultur“, weil „Deutschland buntgemischt und wertelos“ sei. Die Band steht unter ständiger Beobachtung des Thüringer Verfassungsschutzes. Dort will man nicht gewußt haben, daß die Combo am vergangenen Samstag im bayerischen Dankesried einen Auftritt plante. Ebensowenig will man vom Verbot des Konzerts neun Tage zuvor gehört haben. Obwohl die bayerischen Verfassungsschützer auch die Thüringer Kollegen informiert hatten.

Das jedenfalls wollte gestern der stellvertretende Leiter des Thüringer Verfassungsschutzes, Peter Nocken, Antenne Thüringen weismachen. Dabei hätte ein Anruf bei der Kripo in Gera genügt. Nach Informationen des Senders waren Beamte von der dortigen Staatsschutzabteilung voll im Bilde. Schon einige Tage zuvor hatte die Kripo zu einem Mitglied der Gruppe „Oithanasie“ in einer Bundeswehrkaserne Kontakt aufgenommen und ihn vom Verbot des Konzerts unterrichtet. Der Soldat wußte bereits Bescheid. Anschließend, so Antenne Thüringen, will die Polizei den Verfassungsschutz über das geplante und verbotene Konzert informiert haben. Während die Verfassungsschützer untätig blieben, rief der Staatsschutz der Kripo bei allen Geraer Busunternehmern an. Nur einen kleinen Betrieb vergaßen sie zu befragen. Bei ihm hatten die Skins den Bus für 6 Uhr früh bestellt.

Die Fahrt ging zur Autobahn, bis zu einer Raststätte. Kaum aus dem Bus gestiegen, suchten die glattrasierten Typen Streit. Sie hatten es auf einen türkischen Blumenverkäufer abgesehen. Sie schlugen ihm mit der Faust ins Gesicht und klauten seine Blumensträuße, mit denen sie später auch bei der Gedenkstätte Buchenwald gesehen wurden. Der Busfahrer berichtet, ihm sei befohlen worden, zum Stausee Hohenwarte zu fahren. Während die Skins badeten, tauchte ein Streifenwagen auf. Der Busfahrer fragte: „Kann ich nicht einfach Gas geben und losfahren, die Skinheads hier lassen?“ Doch die Polizisten sollen geantwortet haben: „Sie haben einen Auftrag. Fahren Sie weiter.“ Freundlicherweise rief die Polizei bei der Ehefrau des Fahrers an und teilte ihr mit, ihr Mann sei mit Skins unterwegs, sie möge sich keine Sorgen machen.

Wie erfuhr die Polizei, daß ein Bus mit Skins an Bord am Stausee war? Warum charterten die Skins den Bus, obwohl sie Tage zuvor vom Verbot des Konzerts wußten? Verfolgte die Polizei ihren Weg nach Weimar? Magere Antwort des Sprechers der Staatsanwaltschaft Erfurt: Ein Zusammenhang zwischen dem Überfall auf der Raststätte und dem Bus hätten die Beamten nicht herstellen können. Der Thüringer Verfassungsschutz lehnte eine Stellungnahme gegenüber der taz ab. roga

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