: Bauen für Großgrundbesitzer
■ Bund beginnt mit Wohnungsbauprogramm für die Bonner
Die Hauptstadtbeamten, die von Bonn nach Berlin am schnellsten übersiedeln, dürfen sich auf neue Wohnungen hauptsächlich im Westteil Berlins freuen. Von den insgesamt 8.000 Wohnungen, die der Bund für seine Bediensteten in Berlin bis zum Jahr 2000 bauen will, werden sich die ersten 1.000 Behausungen im wesentlichen auf ehemals alliierten Grundstücken in Spandau (160 Wohneinheiten), Reinickendorf (300), Steglitz (170), Zehlendorf (180) und Schöneberg (65) verteilen. Im Bezirk Pankow sollen ganze 100 Wohnungen entstehen. Nach dem Abzug der alliierten Truppen seien diese Flächen „praktisch und rechtlich frei nutzbar und könnten bebaut werden“, sagte gestern Herbert Schmülling, Staatssekretär im Bundesbauministerium.
Nach der „ersten Rate“ mit 1.000 Miet- und Eigentumsmaßnahmen sollen bereits 1995 die planungsrechtlichen Schritte für weitere 5.500 Wohnungen eingeleitet werden. Das Programm zur Wohnraumbeschaffung für die Bonner Regierungsangestellten samt Anhang werde sich langfristig aber nicht nur auf westliche Standorte beschränken, so Schmülling weiter. Allein auf dem Gelände der sowjetischen Streitkräfte in Karlshorst „wären bis zu 1.800 Wohnungen denkbar“. Ebenso plane der Bund, in Marzahn Wohnungsbau zu realisieren.
Dem Land Berlin machen die Bonner „Großgrundbesitzer“ bis dato wenig Probleme. Dennoch müsse sowohl über bestimmte Standorte und die Art der Bebauung als auch über die Finanzierung der notwendigen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen und Verkehrsanbindungen verhandelt werden, betonte Frank Bielka, Staatssekretär in der Berliner Bauverwaltung. Beispielsweise seien die Ansprüche für das Gatower Golf-Gelände zu lösen. Während der Bund dort Wohnungen bauen möchte, sieht Berlin den Erhalt der Freifläche vor.
Die 4.000 bereits bestehenden Wohnungen der alliierten Truppen werden bis 1998/2000 „zwischenvermietet“, erinnerte Schmülling. 1.500 Wohnungen seien bereits an Berliner Wohnungsbaugesellschaften abgegeben, in 380 sind Studentenbuden eingerichtet worden. Weitere 1.000 gehen an Verbände und Firmen. Schließlich plane der Bund, sich auf dem Moabiter Werder endgültig niederzulassen. Nach der Einigung mit dem Land werden dort 770 Wohnungen entstehen. Für die dort ansässige Spedition Hamacher sei Ende 94 „Sense“, so Schmülling. Rolf Lautenschläger
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