: „Viel zu gefährlich“
■ Mediziner lehnen Atomtransporte ab
In den Konflikt um die Inbetriebnahme des atomaren Zwischenlagers in Gorleben hat sich die deutsche Sektion des Vereins „Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“, dem 10.000 MedizinerInnen angehören, eingeschaltet. Sie fordern Minister Klaus Töpfer auf, die geplanten 420 Nuklear-Transporte mit abgebrannten Brennelementen zu unterlassen, weil von den Castor-Transporten ein unabschätzbares Risiko für die Bevölkerung ausgehe. Die Hamburger Sprecherin Nicola Kaatsch: „Unser Rezept: Aussteigen und abschalten.“
Wie berichtet, soll Ende August der erste Castor-Transport mit neun abgebrannten Brennelementen aus dem Atomkraftwerk Philippsburg bei Stuttgart das atomare Zwischenlager in Gorleben erreichen. Der strahlende Castor soll dort für die nächsten Jahrzehnte gelagert werden. Nicola Kaatsch: „Als Ärzte machen wir schwerwiegende medizinische, ökologische und sicherheitstechnische Bedenken geltend.“
So würde der Castor-Behälter an der Außenwand eine Strahlung von 200 Milirem aufweisen, so daß PolizistInnen, die den Castor bewachen, oder Bahnarbeiter, die den Behälter tranportieren, bereits nach 30 Minuten der Jahresdosis von 30 Milirem ausgesetzt seien.
Zudem gebe es ein enormes Unfallrisko: So wären die Castor-Behälter bei Crash-Tests nur einem halbstündigen Feuer von 800 Grad ausgesetzt gewesen. Kaatsch: „Verkehrsexperten gehen heute davon aus, daß bei Eisenbahn–Kollisionen mit Butan- oder Propangas–Tankwagen mehrstündige Hitzeentwicklungen von weit über 1000 Grad möglich sind.“ Bei einem Unfall könnten somit durch die freigesetzte Stahlung ganze Regionen verstrahlt und verseucht werden.
Kai von Appen
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