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Ein blaues, leuchtendes Etwas

■ Die Schmetterlingsfarm bei Aumühle zeigt über 30 Falterarten: bunt, schön, lehrreich

Der Kies knirscht unter den Füßen, die Glastür schwingt knarrend zur Seite. Mitten im Grün leuchtetetwas phosphoriszierend blau. Einen vorsichtigen Schritt weiter. Das knallbunte Etwas entpuppt sich als Schmetterling. Langsam vorbeugen. Der Falter saugt gierig am süßen Nektar des weißen Flieders. Plötzlich aufgeschreckt fliegt er hoch und flattert geräuschlos im Zick-Zack hinter den Rhododendron-Strauch. Weg ist er.

Seit zehn Jahren kann man in Friedrichsruh bei Aumühle einheimische und tropische Schmetterlinge in großen, runden Glashallen bewundern. In den zwei Freiflughallen, die zusammen 600 Quadratmeter messen, fliegen mehrere hundert Schmetterlinge herum.

Die Geschäftsführerin Hildegard Roelke erzählt, daß mindestens 30 verschiedene Arten vertreten sind, jede brauche „ihre bestimmte Futterpflanze“. Die zwei Hallen – eine für tropische und eine für einheimische Falter – sind mit den vielen Sträuchern und Bäumen vollgestopft, sie wirken fast wie überdachte Regenwälder. Hochsommerliche Temperaturen herrschen in der Tropenhalle, die gar eine Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent aufweist, in dem Glashaus für einheimische Insekten ist es nur mäßig warm.

Über Brücken und unter Hibiscus-Sträuchern führt der gewundene Weg vorbei an gelben, roten, braunen und schwarzen Faltern, die mit den verschiedensten Mustern gezeichnet sind: mit Flecken, Streifen, Punkten.

Doch nicht nur erwachsene Exemplare können beobachtet werden, in Schaukästen quälen sich aus den engen Kokons die fertigen Falter, die mehrere Stunden ihre Flügel trocknen lassen müssen. Von zwei BiologInnen werden sie aus den Kästen geholt und in ihre beengte Freiheit der Schauhallen entlassen, ein Leben, das meist nur zwei Monate dauert.

Nach der Eiablage – ein Weibchen legt in ihrem Leben durchschnittlich 150, manche sogar bis zu 3.000 Stück – werden die Schmetterling-Babys zu gefräßigen Raupen. Wenn sie fett genug sind, verpuppen sie sich und entschlüpfen dem Kokon. Diese sogenannte vollständige Metamorphose haben die beiden BiologInnen zusammen mit der Geschäftsführerin Roelke in einer anschaulichen Fotoausstellung dokumentiert. Man erfährt, daß beispielsweise die Länge des Fadens, mit denen sich die Raupen in den Kokon einspinnen, der Länge von zwei Runden um einen Sportplatz entspricht.

Wer mehr wissen möchte, kann sich an das wissenschaftliche Fachpersonal wenden: Die BiologInnen stehen dem Publikum für Führungen und Beratungen zu Verfügung.

Die Schmetterlingsfarm befindet sich im Besitz der Familie Bismarck. Fürstin Elisabeth von Bismarck, Frau des Urenkels des Reichskanzlers Otto von Bismarck, hatte die Idee, auf dem Gelände der ehemaligen Forstgärtnerei des Schlosses eine Schmetterlingsfarm zu errichten, 1985 wurde sie eröffnet.

Die ideenreiche Fürstin ließ vor zwei Jahren auf dem Farm-Gelände zusätzlich einen „singenden Wassergarten“ anlegen: Das Wasser von drei Teichen bewegt darüberhängende Bambusstäbe. Dadurch entstehen asiatisch anmutende Oberton-Klangspiele. Im Duftgarten, ebenfalls eine Kreation der Lady, wachsen beispielsweise Lavendel-, Jasmin-, Flieder- und Thymian-Pflanzen.

Finanziert werde die Farm ausschließlich durch Eintrittsgelder, sagt Roelke. 100.000 BesucherInnen finden jährlich den Weg in den Sachsenwald, zu zahlen sind pro Mensch sieben Mark, Kinder und Arbeitslose bekommen Ermäßigung. „Zunehmend kommen auch gerade jüngere Leute“, beobachtet die Geschäftsführerin. Sie schmunzelt: Besonders Frischverliebte hielten im Garten der Schmetterlinge oft ihre Schäferstündchen ab.

Tammo Löffler

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