piwik no script img

Kunst an der Mauer, Kommerz an der Mauer

■ Startschuß für Bau am Checkpoint Charlie fällt im Herbst / Schwierigkeiten bei Planung für das künftige Mauermuseum

Das Areal am Checkpoint Charlie steht vor einem heißen Herbst. Für die Bauvorhaben auf dem Gelände des früheren alliierten Übergangs fällt dann der Startschuß. Außerdem muß bis Oktober das inhaltliche Konzept für das Freilichtmuseum der Grenzanlagen entschieden sein, bildet das Museumsprogramm doch eine wichtige Voraussetzung für die endgültige Planung.

Die Planung für das künftige Mauermuseum gestaltet sich jedoch kompliziert. Kunst und Kommerz verfolgen dort unterschiedliche Interessen. Während sich die Vorstellungen zwischen der Konzeptkommission aus dem Hause des Kultursenators und Rainer Hildebrandt, Chef des Museums „Haus am Checkpoint Charlie“, bis auf „Detailfragen und bestimmte Objekte immer weiter annähern“, so Gerhard Nemke, Leiter des Referats Zeitgeschichte, klafft weiter eine Kluft zwischen den Interessen des Bauherrn und den Museumsmachern. Die Checkpoint Charlie Friedrichstraße GmbH hatte vorgeschlagen, ein Mauersegment in drei Meter Höhe anzubringen. Auch nach den Veränderungen der „unsinnigen“ Planung bleibe ein „großes Konfliktpotential, obwohl das hochgehängte Mauerrelief von Tisch ist“, wie Hildebrandt betonte. Weiter bemängelt er die geringe Fläche der in das Haus eingeschlossenen Ausstellungsrotunde und die zu kleinen Räume für das Ausstellungskonzept. Für Frank Schmeichel ist das kein Thema. Der Investor habe sich verpflichtet, die Fläche von 600 Quadratmeter zur Verfügung zu stellen. „Und daran halten wir uns.“

Frank Schmeichel, Pressesprecher der Charlie Friedrichstraßen GmbH, gab gestern der taz Auskunft zur zeitlichen Bauabfolge. „In einem ersten Bauabschnitt werden im Oktober die Baugruben für zwei Büro- und Geschäftshäuser (Block 106 und 201a) an der Friedrichstraße ausgehoben. Gleichzeitig entsteht das Wohnhaus mit 210 Wohnungen (Block 201b) an der Charlottenstraße.“ Im Januar 1995 dann komme der Block 200, ein rechteckiger Kasten für Büros und die „Open-air-Mauergedenkstätte“ an der Zimmer-/ Ecke Friedrichstraße an die Reihe.

Der ursprüngliche Beginn des Bauvorhabens der Checkpoint Charlie Friedrichstraße GmbH mit rund 100.000 Quadratmeter Nutzfläche hätte im Juli stattfinden sollen. „Der Termin im Juli war ein Wunsch“, sagte Schmeichel. Überlegungen, der Baubeginn sei aus Gründen abgekühlter Büromieten hinausgezögert worden, wies er zurück. „An unserem Nutzungskonzept hat sich nichts geändert. Unser Mietmarketing startet 1996, da Mieter keine Büros vom Reißbrett wollen.“ Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen