: Faustschläge, nur weil er Afrikaner ist?
■ Davidwache: Ermittlungen gegen Beamte wegen Rassismus und Körperverletzung
Schon wieder ein schwerer Fall von Rassismus bei Hamburgs Polizei? Der Schwarzafrikaner Comlavi B. soll nach eigenen Angaben von Zivilfahndern auf der Davidwache grundlos geschlagen worden sein. GALier und Polizist Manfred Mahr: „Wenn die Darstellung so zutrifft, ist das purer Rassismus.“
Comlavi B. befand sich am Sonntag nach einem Dombummel auf dem Weg zur S-Bahn, als er am Hamburger Berg (St. Pauli) von zwei Zivilfahndern, die sich per Dienstmarke zu erkennen gaben, angehalten wurde: „Deinen Ausweis!“ Comlavi zog seine Geldbörse und übergab den Beamten seinen Führerschein. Comlavi: „Der andere riß mir mein Portemonnaie aus der Hand und durchsuchte es.“ Dann habe er einen Zettel herausgezogen. „Was ist das?“ Comlavi habe geantwortet: „Meine Duldung“. Die Polizisten hätten die Daten verglichen und Übereinstimmung festgestellt. Plötzlich aber habe ein Fahnder geschrien: „Hände an die Wand“, der andere habe ihm die Arme heruntergerissen und Handschellen angelegt.
Wie ein Stück Vieh hätten ihn die beiden die Reeperbahn bis zur Davidwache vor sich hinaufgeschubst und dann in eine Kellerzelle des Reviers verfrachtet. Comlavi fragte, ob sie das täten, weil er Afrikaner sei. „Ja!“ habe er kurzerhand zur Antwort bekommen. Als er sich über das „unmenschliche rassistische Verhalten“ beschwerte, sei er angeschnauzt worden: „Du Afrikaner, was willst Du hier.“ Und auf die Frage, was er denn getan habe, sei er von einem Beamten handfest belehrt worden: „Halt die Schnauze, wir stellen hier die Fragen.“ „Und dann schlug er mir mit der Faust ins Gesicht.“ Nun sei auch sein Kollege aggressiv geworden: „Wenn Du nicht den Mund hältst, mach' ich dich fertig.“ Comlavi: „Daraufhin hat der Polizist mit dem weißen Hemd mir erneut mit der Faust ins Gesicht geschlagen.“ Der andere habe ihm den Gürtel aus der Hose gerissen und ihm die Hose heruntergezogen - er mußte sich bis auf die Unterhose ausziehen.
15 Minuten hätten ihn die Beamten alleingelassen und ihm dann wortlos seine Kleidung wiedergegeben. Seine Frage, was denn nun los sei, blieb unbeantwortet, allerdings durfte er nun nach oben gehen, wo ihm auch sein Portemonnaie wiedergegeben wurde. „Jetzt wirst Du nach Hause gehen. Was hier unten passiert ist, wirst du draußen niemandem erzählen.“
Comlavi B., der seit drei Jahren in Deutschland lebt, fühlt sich durch die Behandlung in seiner „Seele“ verletzt. Noch immer hat er Zahnschmerzen, kommende Woche wird er Strafantrag stellen. „Wir behandeln Deutsche in Afrika doch auch nicht so. Und ich zahl' meine Steuern genauso wie jeder andere“, empört sich der 28jährige Flüchtling aus Togo, der in Wedel als Tischler arbeitet. Manfred Mahr: „Die Behördenleitung ist jetzt gefordert, gegen solche Formen von Rassismus konsequent vorzugehen.“ Polizeisprecher Jens Buck: „Die Angelegenheit ist der PS 3 übergeben worden. Die haben jetzt die Ermittlungen aufgenommen.“ PS 3 ist die Dienststelle zur Ermittlung von Beamtendelikten.
Kai von Appen
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