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Betr.: Theodor W. Adorno

Heute vor 25 Jahren starb Theodor W. Adorno während eines Urlaubs im Wallis an einem Herzinfarkt. Seine „Einleitung in die Soziologie“, eine Vorlesungsreihe von 1968, zeigt ihn als Bedrängten: Er bedankt sich bei seinen Studenten dafür, daß sie „gerade auch angesichts gewisser Stimmen in der Öffentlichkeit“ so zahlreich erschienen sind. Auf dem Soziologentag des gleichen Jahres war die Frankfurter Soziologie als „verkappte Theologie“ angegriffen worden, ein Ausläufer des sogenannten „Positivismusstreits“. Die jungen Studenten schlugen sich damals noch auf die Seite der Soziologie als Gesellschaftskritik: Bei Adorno, der Soziologie als Lebensform und Überlebenstechnik verstand, war zu lernen, daß man sich „listig gegen die Totalität zu verhalten [habe], die in jedem Einzelnen erscheint und sich zugleich verbirgt. Weder Putschismus noch Quietismus scheinen angesagt.“ (Heinz Bude). Als dann bald der Putschismus doch aussichtsreicher schien, wandten sich auch die Studenten von Adorno ab. Soziologie als Lehre vom notwendigen Unglück unserer Existenz war bei der Kulturrevolution ein lästiges Nebengeräusch. Heute liegt wieder ein Grauschleier über dem Sozialen. Schlechte Zeiten – gute Zeiten für eine Soziologie, die vom Wunsch zu entkommen getrieben ist. Zeichnung: Tullio Pericoli. („Portraits“, Diogenes Verlag)

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