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Polizei verhängt Nachrichtensperre

■ Neun Berliner Polizisten festgenommen / Verdacht: Körperverletzung im Amt zum Nachteil von Vietnamesen

Die Polizei ermittelt mit Hochdruck gegen Beamte in den eigenen Reihen, hat darüber aber zusammen mit der Staatsanwaltschaft eine absolute Nachrichtensperre verhängt. In einer kurzen Mitteilung teilte der Leiter der Polizeipressestelle, Eberhardt Schultz, am gestrigen Nachmittag in dürren Worten der Öffentlichkeit lediglich mit: Neun Polizisten seien gestern wegen des Verdachts der Körperverletzung und Strafvereitelung im Amt festgenommen worden. Außerdem seien die Privatwohnungen der Beschuldigten sowie die Diensträume einer Direktionshundertschaft durchsucht worden. Dabei seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden. Die neun Beamten gehörten einem Zug einer Direktionshundertschaft an. Gegen den kompletten Zug – etwa 20 Beamte – seien erste dienstrechtliche Maßnahmen eingeleitet worden. „Einzelheiten können erst nach Abrundung des Sachverhalts im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft mitgeteilt werden“, heißt es in Schultz' Erklärung abschließend.

Auch von der Justizpressestelle war kein Wort mehr zu erfahren. „Wir können im Moment nicht mehr sagen“, so Justizsprecher Frank Thiel. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky ließ sich gegenüber dpa wenigstens zu der Äußerung hinreißen, bei der besagten Direktionshundertschaft handele es sich um Beamte der Direktion 5, die in der Friesenstraße in Kreuzberg ansässig seien. Wie die taz aus zuverlässiger Quelle erfuhr, sollen in den Wohnungen der neun festgenommenen Polizisten unverzollte Zigaretten in nicht unerheblicher Menge sowie illegale Waffen gefunden worden sein. Der Vorwurf der Körperverletzung im Amt soll zum Nachteil von Vietnamesen begangen worden sein. Bei den Taten handelt es sich offenbar um neue Vorfälle. Wie berichtet, hatte die Beratungsstelle für Vietnamesen, „Reistrommel“, der Kripo bereits vor längerer Zeit zahlreiche Gedächtnisprotokolle überreicht, in denen vietnamesische Zigarettenhändler von Mißhandlungen durch Polizisten berichteten. Die Kripo ermittelt seither in den Direktionen 1, 6 und 7 (Pankow/Weißensee, Friedrichshain und Marzahn). Nun hat sich der Kreis der Beschuldigten offenbar auf Kreuzberg erweitert. Die Innenverwaltung hat mit Betroffenheit auf die offensichtlich notwendig gewordenen Ermittlungsverfahren reagiert. Innenstaatssekretär Eike Lancelle forderte gestern eine „konsequente Aufklärung“. Er sicherte dafür jede Unterstützung zu. Aus der persönlichen Schuld eines einzelnen Beamten dürfe jedoch nicht auf eine Institution an sich geschlossen werden. Plutonia Plarre

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