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■ Das PortraitDiego Fernández

Präsidentschaftskandidat in Mexiko Foto: rtr

„Ich stehe aufrecht und erniedrige mich nur vor Gott“, sagte Diego Fernández de Cevallos, als ihn die konservative Partei der Nationalen Aktion (PAN) vor neun Monaten ins Rennen um die Präsidentschaft schickte. Seine Chancen stehen nicht schlecht: Nach neuesten Umfragen liegt der 53jährige katholische Anwalt nur knapp hinter dem Kandidaten der regierenden PRI, Ernesto Zedillo.

„Chef Diego“, wie Anhänger und Gegner Fernández nennen, tritt ebenso arrogant wie streitlustig gegen die „moralische Verwahrlosung“ des Landes an – ein Novum in der wenig entwickelten Streitkultur in Mexiko. Bei einem Kandidatenduell im Fernsehen redete der brillante Rhetoriker seine Kontrahenten Zedillo und Cuauhtémos Cárdenas in Grund und Boden. Darauf stiegen die Sympathien für den PAN-Politiker sprunghaft an.

Der selbsternannte Kreuzritter für die „moralischen Werte“ – Wahlslogan: „Für ein Mexiko ohne Lügen“ – spricht offen aus, was andere sonst nur denken. Das könnte ihn allerdings manche der gerade erst gewonnenen Sympathien kosten – vor allem bei den Wählerinnen.

So werden sich die Parteistrategen hinter den Kulissen wohl die Haare gerauft haben, als er vor kurzem die „Weiber“, immerhin 52 Prozent des Wahlvolks, an ihren angestammten Platz bei Heim und Herd erinnerte. Und in einem Interview mit der Wochenzeitschrift Proceso tönte der bärtige Politmacho: Wolle man die Millionen von illegalen Abtreibungen legalisieren, dann könne man auch gleich Mord und Drogenhandel freigeben – „das kommt ja schließlich auch in Mode“.

Lange argumentierte „Chef Diego“ auch in Hinblick auf den neuen zapatistischen Volkshelden „Marcos“ an der Stimmung im Land vorbei: Mit Maskierten unterhalte er sich nicht, beharrte er trotzig und schwieg sich bis vor kurzem zu chiapanekischen Themen aus.

Doch trotz verbalradikaler Attacken gegen den „PRI-Autoritarismus“ schlug die PAN in den letzten Jahren einen realpolitischen Schmusekurs mit der Regierung ein. Sollte ihr Kandidat am kommenden Sonntag nicht zum Präsidenten gewählt werden, wird er voraussichtlich einen umstrittenen PRI-Sieg absegnen. Dies hat seinen Preis: Gerüchten zufolge soll „Chef Diego“ schon jetzt auf einen Posten als Bildungsminister oder Bundesstaatsanwalt in einem künftigen PRI-Kabinett spekulieren. Anne Huffschmid

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