: „Haxen und a Halben“
■ Lotto: Was sich Promis von der wichtigsten Wahl des Jahres versprechen
Da sage noch mal einer, die Deutschen würden sich für nichts mehr engagieren. Allein in Berlin haben von den 2,5 Millionen Wahlberechtigten 800.000 schon am letzten Wochenende ihre Stimme beim Kiosk abgegeben. Das ist immerhin eine Wahlbeteiligung von rund 30 Prozent. Keiner hat aber das Kreuzchen an der richtigen Stelle gemacht. Jetzt, wo der Jackpot bei mindestens 21 Millionen Mark steht, wird eine noch höhere Wahlbeteiligung fürs Wochenende erwartet. Die taz hat schon mal Prominenten-Lotto gespielt. Unsere sechs Richtigen sind: Elmar Pieroth, Wolfgang Overath, Lotti Huber, Gerhard Polt, Thomas Krüger und Eva-Maria Hagen.
Berlins Finanzsenator Pieroth stopft das Haushaltsloch ohne Gewinnzahlen, aber trotzdem per Lotto. „Nee, ich spiele nicht. Auch nicht für Berlins Haushalt. Wir müssen das Geld seriös verdienen.“ Leicht gesagt, denn gut die Hälfte der Lottoeinahmen fällt an den Staat.
Weltmeister a.D., Fußballspieler Overath, behauptet: „Ich bin kein Spieler.“ Ob aber ein Lottoschein auf seinen Namen von einem seiner Angestellten ausgestellt wurde, weiß er nicht. Immerhin gehört ihm die Lottoannahmestelle „Overath“.
Deutschlands saftigste Alte, Lotti Huber, geht vielleicht doch noch ganz impulsiv und nur so zum Spaß zur nächsten Annahmestelle. Wenn sie richtig reich wird, dann ist für die Diva klar: „Ich spende ganz viel an das Tierheim, weil ich Tiere so sehr liebe. Und außerdem kaufe ich mir vielleicht noch, trotz meines hohen Alters, eine Eigentumswohnung.“
Kabarettist Gerhard Polt dagegen weiß gar nicht, was er mit 21 Millionen Mark anfangen sollte. Aber er erinnert sich, daß seine Mutti mal 14 Mark gewonnen hat. Nach längerem Nachdenken entscheidet er: „Wenn i 21 Millionen hätt, dann tät i mir a halbe Bier und ein Schweinsbraten kaufen.“ Pause. „Aber genaugenommen – da reichen mir ja meist 18 Mark.“
Sängerin Eva-Maria Hagen hat in ihrem Haus in der Uckermark von dem ganzen Lottorummel nichts mitbekommen. Aber wenn sie könnte, dann würd sie ja. Auch sie wüßte aber nicht, „wohin mit soviel Geld“. Bestimmt würde sie ganz viel an hilfsbedürftige Kinder spenden, sagt sie, und dann, „würd ich meiner Tochter Nina ein Haus kaufen, weil die doch nie mit Geld umgehen kann“.
Von der taz inspiriert, hat sogar Berlins Jugendsenator Krüger für seine Bürogemeinschaft einen Wahlzettel abgegeben. „Denn teilen macht Spaß.“ Daß er sich mit dem Gewinn eine Neuauflage seines berühmten Wahlplakats – Krüger nackt – finanzieren würde, ist ein Gerücht. Seine ganz persönlichen Gewinnzahlen: 6, 17, 18, 20, 21, 36 (ohne Gewähr).
Und jetzt die wissenschaftliche Zusatzzahl: Freizeitforscher Prof. Horst Opaschowski diagnostiziert: „In unserer Wohlstandsgesellschaft wird alles zum außerordentlichen Ereignis hochstilisiert. Jeder fühlt sich im Moment als Zeitzeuge und hat Angst, irgend etwas zu verpassen. Unsere Gesellschaft sucht die Erfahrung des Grenzenlosen.“ Anja Kaatz
und Sven Christian
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