: Medienfreaks vor!
■ 60 Kids können an senatsgefördertem Projekt "Media-Job- Training" mitmachen / Großes Interesse bei Jungen
Ob es um HipHop, Techno, Graffiti-Sprayer, Computerfreaks oder Videokünstler geht, „Berlin hat eine Vielzahl von ungenutzten jungen, kreativen Talenten“, so Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) gestern bei der Vorstellung des bundesweit einzigartigen Projektes „Media-Job-Training“. Im Rahmen des Projektes sollen „diese Talente gesichtet und ihnen eine Chance zur Weiterentwicklung und beruflichen Orientierung im Medienbereich gegeben werden“.
Insgesamt 60 Mädchen und Jungs im Alter von 16 bis Anfang zwanzig können bei dem Projekt mitmachen, beispielsweise, um nach der Schule die Wartezeit auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu überbrücken. Einzige Bedingung: Interesse am Medienbereich – von Computer und Virtuell Reality bis zu House Music und Comics. „Viele Jugendliche haben sich in ihrer Freizeit ein recht hohes Level im Umgang mit Fernsehen, Video oder Computer angeeignet“, sagt Projektleiter Götz Lehmann von Netzwerk Spiel/Kultur, und dieses kreative Potential in der Jugendszene könne man nicht einfach unbeachtet verpuffen lassen.
Das mit 70.000 Mark durch das Senatssonderförderungsprogramm „Jugend mit Zukunft“ finanzierte Pilotprojekt soll erst mal bis Ende des Jahres laufen. „Man muß den Ausbau des Medienstandortes Berlin über die Förderung der Jugendkultur stabilisieren“, so Krügers These. An den vorhandenen Ressourcen hätte dann auch die Industrie ein „großes Verwertungsinteresse“.
Seit das Projekt im Juni gestartet ist, hat sich Projektleiter Götz Lehmann damit beschäftigt, interessierte Partner in der Medien- und Kommunikationsbranche zu finden. Denn dort sollen die Jugendlichen in fünftägigen Kurzpraktika und mit dem technischen Know-how der Firmen und Projekte einen Ein- und Ausblick über die Medienlandschaft bekommen.
Die ersten Kurzpraktika stehen bereits fest. Vom 7. bis 10. September werden jeweils fünf Jugendliche im Rahmen des Streetjam- Festivals in Zusammenarbeit mit dem Radiosender „Kiss FM“ eine Dokumentation und eine Radiosendung gestalten. Weitere Praktika sind in Planung. Die CIMdata GmbH will ein fünftägiges Seminar zur Computeranimation anbieten, das Frauenmedienprojekt ein mädchenspezifisches Videoprojekt und die Video Line Teleport interaktive Videokonferenzen. „Insgesamt werden bis Ende des Jahres noch vier bis fünf Praktika stattfinden“, so Götz Lehmann.
Um an die medieninteressierten Kids heranzukommen, hat Projektleiter Lehmann „eine Trippel- Trappel-Tour“ durch die Szene gemacht, ist zu Szenetreffpunkten gegangen, hat sich auf der Loveparade umgeguckt, war in HipHop- Agenturen und hat insgesamt 60 verschiedene Kontaktadressen aufgesucht. „Das Interesse ist groß.“ Nur Mädchen, so Lehmann, scheine es in der medialen Jugendkulturszene kaum zu geben: „Rund 95 Prozent der interessierten Jugendlichen sind Jungs.“
Bis 1995 soll das „Media-Job- Training“ so weit ausgebaut werden, daß ein einjähriger Berufsorientierungslehrgang Medienberufe eingerichtet werden kann. Die Mittel dafür sollen beim Europäischen Sozialfonds beantragt werden. Patricia Pantel
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