: Anschlag auf Synagoge
■ Lübeck: Anklage noch im September
Fünf Monate nach dem Brandanschlag auf die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Lübeck steht der Prozeß kurz bevor. Der Sprecher des Generalbundesanwalts, Rolf Hannich, bestätigte gestern, daß noch im September gegen vier tatverdächtige Lübecker Anklage erhoben werden soll. Zuständig wäre der Zweite Strafsenat des Schleswiger Oberlandesgerichts (OLG), der im vergangenen Jahr bereits gegen die Attentäter des Brandanschlags von Mölln verhandelt hatte.
Den 19 bis 24 Jahre alten Beschuldigten aus Lübeck, die als Mitläufer der rechtsextremistischen Szene gelten, wird Brandstiftung und versuchter Mord vorgeworfen. Zum Zeitpunkt des Brandanschlags lebten in den oberen Stockwerken der Synagoge mehrere jüdische Familien. Sie konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht und das Feuer gelöscht werden, bevor die Flammen auf die Wohn-Stockwerke übergriffen. Entfacht worden war der Brand, der in der Nacht zum 25. März mehrere Räume der Synagoge zerstörte, mit Hilfe von „Molotow-Cocktails“.
Der Lübecker Anschlag hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Es war der erste Brand einer Synagoge auf deutschem Boden seit den Pogromen des Dritten Reichs. Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hatte damals die Deutsche Volksunion (DVU) des Münchner Verlegers Gerhard Frey als „geistige Brandstifter“ des Anschlags bezeichnet.
Fünf Wochen nach dem Attentat waren die vier mutmaßlichen Täter von einer Sonderkommission der Polizei in ihren Wohnungen festgenommen worden. Drei von ihnen sollen Teilgeständnisse abgelegt haben. Ein medizinisches Gutachten zur Frage der strafrechtlichen Verantwortlichkeit der Beschuldigten ist noch in Arbeit. smv/lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen